Folia Theologica 19. (2008)

Kocsis Imre: Petrus und sein Dienst in den schriften des Neuen Testaments

PETRUS UND SEIN DIENST IN DER SCHRIFTEN 113 Wenn man in Betracht zieht, dass das Thema des neuen "Heiligtums", das Jesus aufbauen soll, auch in den Evangelien vorkommt (vgl. Mt 26,61), ist gar nicht ausgeschlossen, dass im Hintergrund des Wortes „Kirche" (ÈKKÀ,r|CÎa) im besprochenen Abschnitt die Idee des neuen Heiligtums steht. „Die Tore der Unterwelt" ist ein auch aus dem Alten Testament bekannter Begriff (vgl. Jes 38,10; Ijob 38,17; Weish 16,13). Im Sinne eines Pars pro toto bezeichnet er das Reich der Toten. Die Verheißung will also besagen: der Tod habe über die von Christus erbaute Gemein­de keine Macht, d.h. die Kirche bleibt auf immer erhalten. Der Satz ist auch in Bezug auf die Felsenrolle des Petrus aufschlussreich: er ist gleichzeitig Grundstein und ein Schlussstein, der vor den gefährlichen Mächten der Unterwelt schützt.32 In Vers 19 vertraut Christus dem Petrus „die Schlüssel des Himmel­reiches" an. Die Metapher der „Schlüssel" hängt mit der Tatsache zu­sammen, dass die Schlösser und Heiligtümer mit großen Schlüsseln verschlossen wurden. Der Besitzer der Schlüssel konnte sich infolge­dessen eine privilegierte Lage behaupten, denn der Einlass ins Gebäu­de hing eigentlich von ihm ab. Zur rechten Deutung des Bildes soll man indessen auch das in Jes 22,22 Geschriebene vor Augen halten: „Ich lege ihm den Schlüssel des Hauses David auf die Schulter. Wenn er öff­net, kann niemand schließen, wenn er schließt, kann niemand öffnenDer Satz weist darauf hin, dass der neue Palastvorsteher, Eljakim im könig­lichen Hof eine besondere Position innehatte. Im Grunde genommen war er der Verwalter, dem das Vermögen seines Herrn anvertraut war. Petrus übt diese Rolle des Verwalters - den einschlägigen Volksmei­nungen entgegen - nicht im Himmel, sondern auf Erden aus, nämlich in der Kirche, die für die Welt Salz und Licht ist (vgl. Mt 5,13-16). Petrus ist auch aufgetragen, den Weg ins Himmelreich anderen Personen zu weisen, bzw. zu ermöglichen, das Himmelreich zu be­treten (vgl. Mt 28,19). Das Überreichen der „Schlüssel" hängt so mit dem Lehramt aufs engste zusammen. Petrus steht im gesamten Matthäusevangelium den Schriftgelehrten und Pharisäern entgegen, die das Himmelreich vor den Menschen verschließen (23,13). Die Auf­denn du legst ein Fundamenz auf Fels..." (Die Quelle des Zitats: Die Texte aus Qumran hebräisch und deutsch, München 41986, 137.) 32 Vgl. PESCH, Grundlagen, 33; GNILKA, Petrus, 156.

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