Folia Theologica 19. (2008)

Kocsis Imre: Petrus und sein Dienst in den schriften des Neuen Testaments

108 KOCSIS, Imre Kraft zum Aposteldienst unter den Beschnittenen gegeben hat, gab sie mir zum Dienst unter den Heiden" (Gal 2,7-8 ).19 Im Hintergrund des Konfliktes in Antiochien (2,11-14) stand ein gemeinsames Mahl (Agape), das nach der urchristlichen Tradition vor der Eucharistie stattgefunden hat. In Antiochien mahlten die vom Judentum Bekehrten mit den vom Heidentum Bekehrten zusammen, aber dieses Verhalten charakterisierte nicht alle jüdisch-christlichen Gemeinden, weil viele von ihnen die Reinheitsgebote sich selbst als Pflicht auferlegt haben. Auch die Gemeinde in Jerusalem hat diesen strengen Standpunkt vertreten. In Antiochien hat sich Petrus zuerst an die Tischgemeinschaft angeschlossen, als aber die Gesandten des Jakobus aus Jerusalem eintrafen, zog er sich zurück. Paulus hat dieses Verhalten als heuchlerisch verurteilt und wandte sich öffentlich gegen ihn (Korea ítpóocoTtov aùxcp àvxé(JTr|v). Die Deutung dieser Begeben­heit führte im Laufe der Kirchengeschichte zu ernsthaften Debatten zwischen den verschiedenen Konfessionen; auch heute gehen die Mei­nungen darüber auseinander. „Sage mir, wie du mit Gal 2, 11 ff. umgehst, und ich werde dir sagen, was für ein Christ du bist" - zitiert J. Gnilka einen seiner deutschen Kollegen.20 Da eine ausführlichere Exegese den Rahmen dieses Aufsatzes sprengen würde, müssen wir uns mit ein paar allgemeinen Bemerkungen abfinden. F. Mußner sieht es so, dass das „Vergehen" des Petrus in den Augen des Paulus nicht nur in der Angst und in der Heuchelei besteht, sondern in der theo­logischen Inkonsequenz und auch darin, dass das eigentümliche Ver­halten von Petrus die Einheit der dortigen Gemeinde gefährdet. Der deutsche Exeget führt die im besprochenen Abschnitt angedeutete Angst des Petrus auf seinen Charakter zurück; eine Art von Unsicher­heit wird ihm auch in den Evangelien zugeschrieben.21 Es gibt aber auch Bibelforscher - und nicht nur Katholiken -, die die Aufmerksam­keit darauf lenken, dass die Beschriebenen ausschließlich den Blick­winkel des Paulus widerspiegeln, von Argumenten des Petrus er­fahren wir leider nichts. M. Hengel meint, dass Petrus und seine 19 Es ist interessant, dass in den paulinischen Briefen die Form I léxpoç anstelle von Kr|(pSç allein an der zitierten Stelle zu lesen ist. Der Grund dafür mag sein, dass Paulus hier aus dem Protokoll zitiert, das den Be­schluss des Konzils festhält. Vgl. GNILKA, Petrus, 98. 20 GNILKA, Petrus, 102. 21 Vgl. F. MUSSNER, Der Galaterbrief, Freiburg 1981,137-142.

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