Folia Theologica 19. (2008)

Kocsis Imre: Petrus und sein Dienst in den schriften des Neuen Testaments

PETRUS UND SEIN DIENST IN DER SCHRIFTEN 103 evangélium bzw. mit der dahinter stehenden Tradition verwandt sind. Es handelt sich von den folgenden Textabschnitten: der reiche Fisch­fang (Lk 5,1-11 und Joh 21-1-14) und Petri Besuch am leeren Grab (Lk 24,12 und Joh 20,3-10). Natürlich lassen sich bei all diesen Texten deut­liche Unterschiede erkennen, die sich aus den verschiedenen Traditio­nen sowie aus der besonderen theologischen Betrachtungsweise des Evangelisten ergeben. An der Berufungserzählung fällt vor allem auf, dass nicht Simon der Erstberufene ist, sondern Andreas und ein ande­rer, nicht beim Namen genannter Jünger.10 Simon wird gerade durch seinen Bruder, Andreas zu Jesus geführt. Eigentümlich ist auch, dass die Übertragung des Namens Petrus schon bei der ersten Begegnung geschieht.11 Es ist interessant, dass uns im Text (1,42) zunächst die aramäische Form des Namens begegnet und erst dann als Übersetzung der griechische Tléxpoç. Petrus bekennt sich zu Jesus nicht bei Cäsarea Philippi, sondern in Kafarnaum, nach der Rede über das Brot des Lebens (6,22-51). Die Rede bringt nicht nur die Menge zum Aufbrausen, es werden auch unter den Jüngern Jesu manche abtrünnig. Da wendet er sich an die Zwölf und bittet sie um Stellungnahme. Petrus, als der Wortführer des inneren Kreises, formuliert folgendes Bekenntnis: „Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens" (Joh 6,68). „Nach Joh 6 sam­meln sich angesichts einer ernsten Krise im Jüngerkreis um Petrus diejenigen, die Jesus vertrauend anhängen."12 Eine Eigentümlichkeit der Verleumdungserzählung ist, dass sie als Rahmen zu Jesu Verhör vor dem Hohenpriester dient. Daher lässt sich ein scharfer Kontrast beobachten: Während der Meister die ihm ge­stellten Fragen mutig beantwortet und sich offenbart, schreckt der Jün­ger vor den Fragen zurück und leugnet alles. Das unterscheidende Merkmal der Parallelstellen mit Lukas ist die Anwesenheit des Lieb­lingsjüngers, der sowohl am Besuch des leeren Grabes, als auch am Fischfang eine wichtige Rolle inne hat. Die letztgenannte Szene wird übrigens - anders, als bei Lukas - in Verbindung mit den Osterge­10 Es geht hier wahrscheinlich um den „Lieblingsjünger", der in der zweiten Hälfte des Evangeliums oft erwähnt wird. 11 Auch in der Berufungserzählung bei Matthäus kommt der Name Petrus vor (4,18), aber nicht aus dem Munde Jesu, sondern als Bemerkung des Evangelisten. 12 R. PESCH, Die biblischen Grundlagen des Primats, Freiburg 2001,46.

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