Folia Theologica 18. (2007)
Csaba Török: Der Geist Gottes in der Welt der Kulturen. Pneumatologische Akzente im Glaube-Kultur-Verhältnis
DER GEIST GOTTES IN DER WELT DER KULTUREN 343 damit wir die echte Brüderschaft aufbauen; er bewegt uns in unseren geschichtlichen Initiativen zu Liebe, damit wir die Ordnung der Ungerechtigkeit aufheben; er bewegt uns zur vollkommenen Liebe, mit der Christus uns geliebt hat."104 Es ist eine Gabe des Geistes, dass das alte Erbe zu lebendigen Tradition, die Begegnung mit dem Anderen zu Dialog, die Einheit der Kirche keine Uniform, sondern Pfingstwunder, die katholische Muttersprache der Vielen wird. Das pneumatozentrische Paradigma lehnt den Christozentrismus, die Hierarchie oder die deduktive Theologie nicht ab, setzt sie aber als Ziele, und nicht als Ausgangspunkte. „Weder das Projekt Multikulturalität (jedenfalls wenn es als bloßes Nebeneinander von verschiedenen Kulturen, die sich nicht wirklich begegnen und ergänzen, verstanden wird) noch das Projekt Transkulturalität (welche kulturelle Differenzen einebnet und neue Differenzen nur in einer neuen Klassen- und Bildungsvielfalt findet), weder totalitäre Einheit noch postmoderne «Möglichkeits-Einheit» sind ein anzustrebendes Ziel. Der trinitarische und katholische Glaube will Einheit in und aus Vielheit, Vielheit in und auf Einheit hin, Vielheit, die nicht unterdrückt, nicht übersehen und auch nicht zu einem durch technische, ökonomische und mediale Prozesse realisierten Einheitsbrei homogenisiert werden darf."105 Der Heilige Geist eröffnet uns auf diese neue Perspektive des Glaubens in der Welt der Kulturen. Er gibt uns die Gnadenmittel, damit wir den Herausforderungen gerecht werden, im Glauben treu bleiben, durch unser Zeugnis das Herz der Kultur erreichen können, und dadurch zu Mitarbeitern der inneren Wandlung werden, in der die Schönheit, Wahrheit und Güte erneut und gereinigt in den Kulturen aufstrahlen kann. Der Heilige Geist ist unser Mut und unsere Kraft, die uns von unseren Ängsten erlöst und uns vor der Uniformität, dem ungerechten Konservativismus oder Exklusivismus und Inklusivismus bewahrt. Der geisterfüllte Mensch ver104 GUTIERREZ, G., Teológia de la Liberación. Perspectivas (Verdad e Imagen 120), Sigueme, Salamanca 199916, 339k. 105 GRESHAKE, G., Der dreieine Gott. Eine trinitarische Theologie, Herder, Freiburg-Basel-Wien 20014, 498.