Folia Theologica 17. (2006)
László Gruber: Über die Theologie des Priestertums von Papst Johannes Paul II.
64 L. GRUBER nischen Kirche. Das heisst, das neue Element in der Theologie des Papstes (also die Bräutigams-Konfiguration) ist im Rahmen dessen praktisch als theologische Begründung - der Gipfelpunkt - einer, auf die Aposteln zurückzuführenden, kontinuierlichen Tradition zu betrachten. Dieses neue Element der Priesterstand-Theologie rückt daher in ein anderes Licht, wenn dies im Rahmen aller Traditionen der Kirche als Ganzes eingebettet wird; in diesem Fall stellt sich tatsächlich das Problem der Unvereinbarkeit mit der östlichen Tradition und der Praxis. Um dies zu vermeiden, kann man B. Petra recht geben, indem er meint, es wäre glücklicher, zur Zölibatstheologie des II. Vaticanums zurückzukehren wie es auch bei PO 16 bereits formuliert wird. Aufgrund dieser Festlegung finden sich reichliche und überzeugende Äusserungen, die die lateinische Praxis des Zölibats untermauern. Andererseits wird offenbar auch die Zölibatsdisziplin der Ostkirche anerkannt. Wir können uns aber weder mit B. Petra oder P. Hünermann einverstanden erklären, als sie auf eine Änderung des Zölibatspraxis in der lateinischen Kirche drängend, und dies missbilligend, beide Formen des priesterlichen Dienstes - die verheiratete und die Zölibatsform - nebeneinander setzen, ohne zwischen beiden weiter zu unterscheiden. Unserer Überzeugung nach entspricht die unverheirate priesterliche Lebensform - trotz allen rechtmässig stellbaren, und begründeten, praktischen und theoretischen Kritiken - eindeutig mehr dem Charakter und praktischen Anforderungen des Priesterstandes in der Auffassung über den einzigen Dienstpriesterstand von Christus. Damit möchten wir keinesfalls Schatten auf Leben und Dienst derjenigen werfen, die die Kirche Christi als verheirate Männer dienen, im Gegenteil, uns ist tiefstens bewusst, welche menschlichen Schwächen in verschiedenem Masse und Formen mit der unverhei- raten priesterlichen Existenz einhergehen können. Ähnlich können wir mit der Meinung von P. Hünermann nicht einverstanden sein, indem er meint, dass man die Zeichen der Zeit erkennend, den Frauen in der veränderten, demokratisch ausgerichteten Zeit einen viel grösseren Platz in den Diensten um die Kirche einräumen müsste, so auch im Priesterstand. Diese Auffassung ist weder mit der westlichen Kirche noch mit der Tradition in der östlichen Kirche zu vereinbaren, was auch aus ökumenischer Sicht nicht zu übersehen ist.