Folia Theologica 17. (2006)

Roland Tamás: Das Schicksal des Reiches

DAS SCHICKSAL DES REICHES 241 gern, dass die sichtbare Einheit der Kirche für die Vereinigung mit Gott wie für die Einheit der ganzen Menschheit ein wichtiger Fak­tor ist. Damit kann zugleich der Verdacht zerstreut werden, dass in LG der Kirche neben dem anonymen Wirken des Geistes in der Welt kein heilsgeschichtlich relevanter Platz zukäme. Die sichtbare Einheit können wir durch die folgende Aussage weiterthematisieren: „In jedweder Altargemeinschaft erscheint un­ter dem heiligen Dienstamt des Bischofs das Symbol jener Liebe und jener »Einheit des mystischen Leibes, ohne die es kein Heil ge­ben kann«" (LG 26).3 Der Text enthält zwei Ansätze: das Bischofs­amt und damit die hierarchische Verfassung der Kirche einerseits und die Eucharistie andererseits. Sie sind allerdings nicht neben­einander gestellt, sondern das Dienstamt des Bischofs wird der Eu­charistie zugeordnet. Diese Zuordnung ist insofern wichtig, dass sowohl die Bischöfe in ihren Teilkirchen wie der Bischof von Rom für die Gesamtkirche von LG als das „sichtbare Prinzip und Funda­ment für die Einheit" (LG 23) bezeichnet werden. Die oben zitierte Aussage macht hierbei deutlich, dass die Bischöfe nicht als isolierte Personen Prinzip und Fundament der Einheit sind. Artikel 3 erwei­tert aber noch einmal den Horizont, indem er auf die Bedeutung der Eucharistie bezüglich der Sammlung der Menschheit hinweist: „Sooft das Kreuzesopfer, in dem «Christus, unser Osterlamm, da­hingegeben wurde» (1 Kor 5,7), auf dem Alter gefeiert wird, voll­zieht sich das Werk unserer Erlösung. Zugleich wird durch das Sa­krament des eucharistischen Brotes die Einheit der Gläubigen, die einen Leib iir Christus bilden, dargestellt und verwirklicht (vgl. 1 Kor 10,17)". Die Eucharistie ist einerseits die Darstellung und Ver­wirklichung der Einheit der Gläubigen, andererseits der Ort, wo die Erlösung sich vollzieht. Die Erlösung zielt aber inhaltlich auf die Versammlung der Kinder Gottes aus der Zerstreuung zur Ein­heit und schließt alle Menschen in sich ein (vgl. LG 13). In diesem Sinne können wir die Aussage interpretieren, dass das messiani- sche Volk „für das ganze Menschengeschlecht die unzerstörbare Keimzelle der Einheit, der Hoffnung und des Heils" ist (LG 9). Nicht die Kirche an sich ist die unzerstörbare Keimzelle; das Licht der Völker ist Christus, dessen Herrlichkeit „auf dem Antlitz der 3 Zitat von Thomas v. A., Summa Theol. III, q. 73, a. 3.

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