Folia Theologica 17. (2006)

Peter Caban: Jüdisches Pascha und das letzte Abendmahl von Christi

JÜDISCHES PASCHA 21 diese Tradition beibehalten hat, hatte die Liturgie des letzten Abendmahls Jesu wahrscheinlich den folgenden Verlauf: 1. Teil: Vorspeise, Segen des ersten Kelchs (kiddus) Das Festessen begann mit der Vorspeise und dem ersten Kelch6 noch außerhalb des Esszimmers, bei dem der Kelch- und Tagesse­gen gesprochen wurde. Dieser lautete: „Verherrlicht sei, Herr, unser Gott, König der Erde, du hast Weintraube geschaffen, verherrlicht sei, Herr, unser Gott, König der Erde, du hast deinem israelischen Volk Feiertage gegeben (hier wird der jeweilige Feiertag genannt) für Freude zur Erin­nerung. Verherrlicht sei, Herr, du heiligst Israel und Zeit." (Strack-Billerbeck 4/1, 62n) Dann wusch sich der Vorsitzende seine Hände, gab die bitteren Kräuter ins Salzwasser, er lobte und preiste, aß und reichte daraus den anderen. Auf diesen Teil des Festessens bezieht sich wahr­scheinlich die Geschichte aus dem Johannes-Evangelium Jn 13,26 (Jesus reicht Judas das Essen). 2. Teil: der zweite Kelch (haggada), Essen Nachdem das Lamm gebracht wurde, folgte der zweite Teil des Pascha, der mit dem Einschenken des zweiten Haggada-Kelchs, dem ersten Teil der Hallelujapsalmen (Ps 113 [112] a Ps 114 [113]) und dem Dank für die Auferstehung (berakah) anfing, bei dem die Ess­enden aus dem Kelch tranken, das Brot und die bitteren Kräuter aßen. Dieser Teil wurde vor allem von den Segenworten und dem Gebet bestimmt, aber auch von dem den Sinn erklärenden Hagga­da. Der jüngste Teilnehmer musste in diesem Teil nach dem Sinn verschiedenen Bräuchen und Sitten fragen (ungesäuertes Brot, bit­tere Kräuter, Eingießen in Marinade, liegende Lage der Essenden bei der Paschafeier) und auf seine Fragen antwortete der Vorsitzen­de mit Hilfe von Beschreibung der biblischen Ereignisse. Wir ver­muten, dass eben im Rahmen dieses Teiles Jesus den Sinn seines letzten Abendmahls erklärte. 6 Mit diesem ersten Kelch wurde nach Lk 22, 17n Jesus Lossagen vom Wein mit der Sicht auf die eschatologische Erfüllung im Gottes Königsreich ver­bunden. Mk 14,25 und Mt 26,29 verbinden dagegen dieses Element mit dem dritten Kelch, mit dem sog. Kelch des Segens.

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