Folia Theologica 17. (2006)

Ciril Sorč: Gott und das Leid bei Hans Urs von Balthasar

200 C. SORC Die Herrlichkeit und die Dramatik sind somit keine sich aus­grenzenden, sondern komplementären Wirklichkeiten. Das sind die Ausgangspunkte, die nach Balthasar im Sein Gottes begründet sind. Nur aufgrund der Herrlichkeit ist dieses Drama nicht an­ti-göttlich, sonder inner-göttlich. So steht Balthasars Theodramatik nicht zufällig nach der Herrlichkeit und vor der Theologik. Ohne „Herrlichkeit" wäre das „Drama" eine „Niederlage", oder eine Tra­gik Gottes und nicht die zweite Seite der gleichen Medaille.3 Gott tritt in seiner schöpferisch-erlösenden Dynamik nicht von seiner ungeahnten Dynamik der trinitarischen Beziehungen ab, womit diese Dynamik an Dramatik gewinnt, die ihren Grund in der Ur-Kenose hat. Gerade wegen dieser kenotischen Natur ist Gott dem Leiden und dem Tod gewachsen. Gott, der sich am Grund sei­nes kenotischen Seins mit dem Übel und dem Leid auseinander­setzt, ist nicht von vornherein vor dem Drama des Übels und der Sünde bewahrt. Auch ist das Leid nicht erhöht in dem Bewusstsein, dass ihn dieses in seinem innersten Wesen nicht treffen könnte. Auch das könnten wir Balthasars Theodizee „vorwerfen". Doch wenn wir seine Theologie gründlich „durchspielen", werden diese und eventuelle weitere Vorwürfe verblassen. Im Gegenwärtigen Vortrag möchte ich wenigstens stückweise Balthasars Konzept über die Beziehung Gottes zum Leid, dem Übel und der Sünde darlegen, mit anderen Worten: die Soteriologie. Greshake fragt sich, wie ist es überhaupt möglich, dass Sünde ge­schieht, wo doch die ganze Schöpfung ihren „Ort" im Leben des dreieinigen Gottes hat; wieso kann Freiheit sich gegen sich selbst, d.h. für den totalen „Widerspruch" zu ihrem von Gott gesetzten communialen Ursprung entscheiden? Und er stellt fest: „Hierzu hat Hans Urs von Balthasar Gedanken entfaltet, die sich sicher an der Grenze des vom Menschen Denkbaren bewegen, aber doch eine er­hellende Kraft haben."4 An dieser „Grenze" werden wir uns bewe­gen, wenn wir uns mit Balthasar wenigstens bruchstückweise in die Welt des Übels vertiefen wollen (Mysterium iniquitatis). Wir wis­sen, dass Balthasar bei der Begründung der Erlösungstat Gottes 3 Vgl. A. MODA, La gloria della croce, Messaggero, Padova 1998, 37-60. 4 Vgl. G. GRESHAKE, Der Dreieine Gott, Herder, Freiburg-Basel-Wien 1997, 332.

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