Folia Theologica 17. (2006)

István Pákozdi: Zur Theologie des Ablasses

166 I. PÁKOZD1 Ebenso wie Papst Johannes Paul II. im heiligen Jubiläumsjahr die Ablasspraxis angewendet hat11, ordnete zuletzt auch Papst Benedikt XVI. im Sommer 2005 anlässlich der Kölner Ereignisse einen außeror­dentlichen Ablass an. In dem Dekret der apostolischen Pönitentiarie verkündete er, dass er unter den üblichen Bedingungen (Beichte, Kom­munion und Gebet für die Intention des heiligen Vaters) allen Gläubi­gen einen vollkommenen Ablass gewährt, die in ihrer Seele losgelöst von allen Sünden, aufmerksam und andächtig an einer der Zeremo­nien des XX. Weltjugendtreffens in Köln und an seiner feierlichen Ab­schlussveranstaltung teilnehmen.12 Es war eine moderne und seelsor­gerisch neue Idee, auch die übrigen Gläubigen in dieses weltumspan­nende, bedeutende Ereignis mit einzubeziehen. Allen Gläubigen, wo immer sie sich auch befanden, wurde für die Zeit des Jugendtreffens ein unvollkommener Ablass gewährt, wenn sie mit reumütiger Seele Gott darum baten, dass die jungen Christen in ihrem Glauben erstar­ken, dass ihre Liebe und Verehrung gegenüber ihren Eltern sich festige, im Weiteren dass sie sich in ihren zukünftigen oder schon gegründeten Familien entschieden zu einem Leben gemäß dem Evangelium und den Regeln der heiligen Kirche verpflichten und dass sie nach diesen Regeln in der Berufung leben, die Gott ihnen vorgezeichnet hat. Im ungarischen Sprachbereich ist die offizielle kirchliche Publi­kation „Das Gebetbuch der Ablässe" maßgebend, in dem nicht nur die Vorschriften zur Ablassgewinnung dargelegt sind, sondern auch alle für den vollkommenen und den unvollkommenen Ablass not­wendigen Gebete und Bußübungen.13 Die orthodoxen Christen erkennen den Ablass nicht an, im Ge­gensatz zu den Christen nach griechisch-katholischem Ritus. Ein Bei­spiel hierfür ist das 1937 in Miskolc von der griechisch-katholischen Kirche herausgegebene Lieder- und Gebetbuch „Singet unserem Herrn!1'14 Am Patronatsfest, d. h. am Tag der Kirchweihe wird eine 11 II dono dell’indulgenza, Rom, 29. Januar 2000 (Kardinal William Wakefield Baum, Großpönitentiar, sowie Bischof Luigi De Magistris, Regens) 12 Apostolische Pönitentiarie: Decretum, 2. August 2005 (Bischof James Fran­cis Stafford, Großpönitentiar) 13 Enchiridion Indulgentiarum, Rom 1968, Übertragung ins Ungarische: Szent István Társulat, Budapest 1984 14 Vgl. die von Papst Gregor XIV. gewährten, zu einem Großteil an die Gebete der heiligen Liturgie gebundenen, unvollkommenen Ablässe, (hg. von „Keleti Egyház“, Miskolc 1937)

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