Folia Theologica 16. (2005)
Imre Koncsik: Künstliche Intelligenz - was kann die Dogmatik zur Diskussion beitragen?
KÜNSTLICHE INTELLIGENZ 95 put bezogen auf den Schreib- und Lesekopf. Die Interaktion wird durch die Wechselwirkung von elektrischen und magnetischen Feldern bedingt. Indem das Gesamtsystem künstlich angetrieben und destabilisiert wird, erfolgt eine Reorganisation durch eine Zustandsänderung, der als Datentransfer wirksam wird. Ähnlich könnte die ontologische Interaktion zwischen Geist und Gehirn sein: der Geist tut „das Seinige", also trägt er - immer noch abtrakt-formal gesprochen - intrinsische Differenzen aus, bringt sie zur Auswirkung mit dem Ziel der Erreichung neuer Einheiten und Symmetrien, d.h. zwecks neuer „Einsichten" und Selbstverwirklichungsmodi als Tagesgeschäft des Geistes. Die Autostrukturierung als Autogenese erfolgt jedoch nur, indem die (göttlich) überladene „Energie" (ontologisch-metaphysisch zu verstehen) sich nicht nur „nach oben", in Richtung neuer ideeller und idealisierter49 Einheiten des Geistes bricht, sondern auch „nach unten" hin manifestiert, also sich auch abwärts analogisiert. Diese Abwärts-Analogisierung ist nicht rein formal, sondern energetisch wirksam sowie konstitutiv. Die Konstitutivität bedingt wiederum die Möglichkeit, den Geist „von unten" her, also durch Modifikation neuronaler Zustände, essentiell zu beeinflussen: hier greift die Metapher vom Geist als „Schreib- und Lesekopf". Die mentale Wirkung entlädt sich demnach auch 49 Der Aspekt der Idealität der neu zu gewinnenden Einheiten des Geistes ist bedingt durch die nur analog mögliche Erreichung einer relativen Unendlichkeit des Geistes, die oben als „ideelles Alles-Sein“ gekennzeichnet wurde. Hierin liegt übrigens eine Hauptschwierigkeit idealistischer Philosophie verborgen, welche den ideellen Modus der Realität des Geistes isoliert und von der Realität separiert, anstatt ihn auf sein reales Fundament zu stellen: auf die Realität Gottes, von dem her sich der Selbstbesitz des Geistes samt seiner effektiven und realen Wirkungen ableitet. Somit ist der menschliche Geist ein analoges Reale, das aufgrund seiner Selbstdurchdringung und iterativ-oszil- lierenden Selbstrealisierung in dieser Hinsicht realer ist als etwa das Gehirn, weshalb die Einheit des Geistes auch stärker ist als die Einheit des Gehirns: sie ist transtemporal (Stichwort: Gedächtnis als Vergegenwärtigungspotenz aufgrund der relativen Ewigkeit des Geistes), komplex-differenziert und schöpferisch-dynamisch-produktiv. Somit ist die Idealität des Geistes die konstitutive Vermittlung ihrer analogen Realität.