Folia Theologica 16. (2005)

Imre Koncsik: Künstliche Intelligenz - was kann die Dogmatik zur Diskussion beitragen?

84 I. KONCSIK „supranatural" zu irenneirden mentalen Macht führt, die jedoch mehr potentiell, „auf Hoffnung hin" denn „realisiert" gegeben ist. Humanwissenschaftlich kursieren methodologisch spezifizierte Ausschnitte des holistisch zu fassenden Menschseins und reduktive Perspektiven aus dem analog differenzierten Gefüge seiner ontolo­gischen Konstitution; sie müssen und können hier nicht im Detail nachgezeichnet werden, sondern etikettenhaft als psychologisches, biologisches, physikalisches, physiologisches und deterministisches Menschenbild behauptet werden, ohne auf sicherlich hochinteres­sante Differenzierungen einzugehen. Was ist das Gehirn? Bei der Frage nach der Bestimmung des Gehirns kann heutige Dogmatik nicht viel beitragen: das Gehirn gehört zum Leib des Menschen; es kann möglicherweise als sein Kulminationspunkt an­gesehen werden, insofern im Gehirn kraft seiner abstrakten Reprä­sentationspotenz durch formale, inhaltsleere und syn­chron-relationale neuronale Aktivitätsmuster im Grunde jeder be­liebige Input intern abgebildet werden kann, wie umgekehrt jede mögliche ethologisch effektive Aktion durch einen entsprechenden internen „Befehl" in aller Komplexheit aktivatorisch ausgelöst wer­den kann. Dogmatisch kann zudem aus o. g. Gründen eine beson­dere „Potenz" des menschlichen Gehirns postuliert werden, die sich entweder morphologisch oder ethologisch als eine verborgen waltende Obskurität nachweisen lassen müsste - quasi als Beleg der evolutiv generierten Faktizität der mentalen Emergenz17. Naturwissenschaftlich, besonders neurophysiologisch werden diverse Eigenschaften des Gehirns aufgelistet. Bei der Erage nach der Möglichkeit der Kl jedoch erfolgt eine Konzentration auf einige 17 So schon bei TEILHARD DE CHARDIN. P„ Der Mensch im Kosmos, Mün­chen 1982; ders., Das Herz der Materie : im Anhang: Christus in der Materie, die geistige Potenz der Materie, die Messe über die Welt, Olten u.a. : Walter. 1990; RAHNER. K. (Anm. ). Siehe auch die synergetischen Reflexionen über die Emergenz des Geistes bei PEARCE, J. C., Der nächste Schritt der Menschheit. Die Entfaltung des menschlichen Potentials aus neurohiologi- scher Sicht, Freiamt 21997. Allgemein siehe: MARTINSEN. R. (Hg.). Das Auge der Wissenschaft, zur Emergenz von Realität. Mit Beitr. von Hartmut Esser u.a., Baden-Baden, 1995

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