Folia Theologica 16. (2005)
Philipp Ernst Gudenus: Klerikerzölibat im Wiederstreit
62 Ph. E. GUDENUS Glaubens19. Der Glaube aber wächst und entwickelt sich dort, wo er durch das Gebet und die Pflege der Eucharistie täglich genährt wird. b) Persönliche Freiheit wahren Entscheidend ist auch die Wahrung der persönlichen Freiheit. Die römisch-katholische Kirche wählt ihre Priesteramtskandidaten aus der Zahl derjenigen aus, die das Charisma des Zölibats schon vorher empfangen haben. So gesehen gibt es keinen „Zwangszölibat". Diese Entscheidung kann jedoch nur dann frei getroffen werden, wenn die jungen Menschen in einem Umfeld aufwachsen, in dem Großzügigkeit, Hingabe und Reinheit vorgelebt und geübt werden. c) Zölibat braucht Vorbilder Besonders wichtig ist dabei das Vorbild heiligmäßiger Priester. Ein attraktiv und überzeugend vorgelebtes zölibatäres Priestertum stellt die beste Berufungspastoral dar. Die Identifikation mit Jesus Christus20, wahrem Gott und wahrem Menschen, auch in seiner ehelosen Dimension, wird am besten durch Priester vermittelt, die die eigene Berufung in überzeugender Weise leben. 19 J. RATZINGER, Sah der Erde, Stuttgart 1996. S. 21 1 f. 20 Vgl. JOHANNES PAUL 11. Apostolisches Schreiben Pastores dabo vobis vom 25. März 1992; siehe auch J. RATZINGER, Vom Wesen des Priestertums, Ansprache bei der Bischofssynode 1990, in L’Osservatore Romano, Wochenausgabe in deutscher Sprache, 9. Okt. 1990.