Folia Theologica 16. (2005)

Otto Schwankl: Monotheismus im Neuen Testament

MONOTHEISMUS LM NEUEN TESTAMENT 159 einzige Herr". Und in Mk 10,18 reagiert er auf die Anrede „Guter Meister" mit der Bemerkung „Was nennst du mich gut? Keiner ist gut außer der eine Gott (elç ó 0eôç)". b) Distanz und Nähe: Jesus als Glaubender Hans-Josef Klauck nimmt dieses Wort als Beleg, daß Jesus sich nicht mit Gott auf eine Stufe stellt, sondern eine Distanz markiert20. Dieser Abstand zeigt sich vielfach; nicht nur in der Todesangst am Ölberg (Mk 14,33-36 parr), sondern sogar noch im machtvollen Wir­ken des Wundertäters: Vor der Heilung des epileptischen Knaben quittiert er den gequälten Ruf des Vaters: „Wenn du kannst, hilf uns!" mit der Belehrung: „Wenn du kannst? Alles kann, wer glaubt" (Mk 9,23). Hier erscheint also Jesus selbst als der mustergültig Glau­bende; denn die folgende Heilung geschieht durch diese Glaubens­kraft, die Jesus an anderer Stelle drastisch als Berge-versetzend und Bäume-ausreißend illustriert (Mk 11,23 par; Lk 17,6). Den „Glauben" im qualifizierten Sinn nennt Jesus in Mk 11,22 TuoTiv 0eoO: Glaube an Gott. Er ist die typisch-menschliche Hal­tung Gott gegenüber. Indem die Synoptiker vom glaubenden Jesus erzählen, markieren sie eine Distanz zwischen Gott und Jesus, und stellen ihn an die Seite der (glaubenden) Menschen. Aber durch die Art, wie sie davon erzählen, markieren sie zugleich eine unüberseh­bare Distanz zwischen Jesus und den Menschen, und stellen ihn an die Seite Gottes. Denn die wunderwirkende, nach Mk 9,23 gerade­zu omni-potente Glaubenskraft wird zwar prinzipiell niemandem abgesprochen, de facto aber „hat" sie niemand außer Jesus, so daß die Jünger den Knaben nicht heilen können (non potuerunt, V.18): sie sind, glaubensmäßig, impotent. Jesus ist der einzige wahrhaft Glaubende und hat dadurch teil an der Macht Gottes, bei dem „al­les möglich" ist (vgl. Mk 10,27 parr; 14,36). c) „Wer ist dieser?": Die christologische Urfrage ... Obwohl die synoptischen Evangelien vorrangig „vom Menschen Jesus ... sprechen"21, tritt an ihm sofort etwas Einmaliges und Ein­zigartiges hervor, das mit der Einheit und Einzigkeit Gottes zusam­20 H.-J. KLAUCK, „ Pantheisten" (s. Anm. 5) 41 ; vgl. dort auch zum folgenden. 21 O. KUSS, Theologie (s. Anm. 8) 392.

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