Folia Theologica 16. (2005)
Otto Schwankl: Monotheismus im Neuen Testament
MONOTHEISMUS IM NEUEN TESTAMENT 155 raels und kein anderer. Und mit Otto Kuss (der vor hundert Jahren, 1905, geboren wurde und der Lehrer meines Vorgängers Friedrich Schröger war) kann man sagen, daß es sich im NT „immer um Gott und immer wieder nur um Gott (handelt)"8. Illustrativ ist die Wortstatistik: Das Hauptwort 0eôç (Gott) ist nicht nur das einzige Substantiv, das in allen 27 Schriften des Neuen Testaments vorkommt, sondern auch das mit Abstand häufigste Nomen (1314mal). Das Neue Testament ist durchgehend und vorrangig Rede von Gott. Und, wenn auch nicht oft, so doch an sechs Stellen, verteilt auf fünf Bücher, ist mit dem Substantiv 0eôç das Adjektiv g?voç zur Rede vom „einzigen Gott" (gôvoç 0eôç) kombiniert9. Insofern läßt sich das wissenschaftliche Fremdwort „Monotheismus" mit seinen zwei griechischen Bestandteilen direkt aus dem Neuen Testament ableiten. b) Das Proprium Wenn aber das Neue Testament denselben Gott bezeugt wie das Alte Testament10, und zwar als den einen und einzigen Gott: hat dann der Monotheismus im Neuen Testament überhaupt ein eigenes Profil? Die Frage ist nicht nur rhetorisch. Der Monotheismus-Artikel in der Theologischen Realenzyklopädie (Band 23) umfaßt 30 eng bedruckte Seiten und hat vier Teile (und Autoren): Religionsgeschichtlich - Altes Testament (der längste Teil) - Judentum - Systematisch-theologisch. Neues Testament: Fehlanzeige („De Novo Testamento: nihil", könnte man notieren). Wenn aber das Neue Testament einerseits vorrangig von Gott redet und andererseits denselben Gott bezeugt wie das Alte Testament: Was ist dann überhaupt das „Neue" an diesen Schriften? Warum sind sie nicht 8 O. KUSS. Die Theologie des Neuen Testaments. Eine Einführung, Regensburg 31937, 389. 9 Und zwar dreimal im Dativ góvw 0cü> (lTim 1,17, .lud 25 und Röm 16,27, hier in der Wendung govw ootpü 0ed>), sowie je einmal im Nominativ (Lk 5,21), Genitiv (Joh 5,44) und Akkusativ (Joh 17,3 tóv góvov àA.r|0ivôv 0eôv). Insgesamt im NT: Adjektiv gôvwç 46mal (dazu 66mal das Adverb góvov/NUR). 10 Vgl. O. HOFIUS, Das apostolische Christuszeugnis und das Alte Testament. Thesen zur Biblischen Theologie, in: CH. DOHMEN / TH. SÖDING (Hrsg.). Eine Bibel - zwei Testamente. Positionen biblischer Theologie (UTB.W 1893), Paderborn u.a. 1995, 195-208, 208: „die Selbigkeit des im Alten und Neuen Testament bezeugten Gottes“.