Folia Theologica 16. (2005)
Géza Kuminetz: Die kanonische Form im lateinischen und orientalischen Kodex
110 G. KUMINETZ In dieser Vorlesung wird nur ein einziger Abschnitt dieses weit verzweigten Problemkreises genauer dargestellt: die umstrittenen Punkte der Trauung zwischen einem katholischen Christen und einem Christen der orientalischen Kirche. Wir versuchen für die aufgeworfenen Fragen eine Lösung zu finden und anzubieten. 2. Die Formen der Eheschliessung Vor allem muss man betonen, dass die Eheschließung etwas Heiliges ist. Bei der Eheschließung wird ein Sakrament empfangen. Sie ist ihrem Wesen nach eine rechtliche Wirklichkeit, die auf symbolische Weise die gegenseitige Hingabe und Annahme ausdrückt. Dieser Akt der Eheschließung drückt fast alles aus, was die Kirche über die Ehe lehrt und schützt. Sie schützt: 1) die Ausübung eines Grundrechts der menschlichen Person und des Gläubigen, 2) das Wesen und den Empfang eines Sakramentes, 3) die Liebe der Ehegatten, die ihrer Natur nach die Dimension der Gerechtigkeit voraussetzt,2 4) eine Rechtshandlung, 5) die Kompetenz der Kirche in Bezug auf die Regelung ihres inneren Lebens, 6) die Freiheit der Kirche, 7) das Recht auf Religionsfreiheit, 8) das Glaubens- und das katholische Identitätsbewusstsein der Heiratskandidaten, 9) das persönliche Recht des Gläubigen auf den Ritus, 10) den Feiercharakter der Eheschließung, 11) den zentralen Charakter des Ehekonsenses, 12) den gesellschaftlichen Charakter des Ehekonsenses,3 13) die Gültigkeit der Eheschließung, 14) die freie und bedachte Entscheidung der Heiratskandidaten, 15) die Treue zur eigenen Religion,4 16) die Souveränität, die Legitimität und die Authentizität des Konsenses, 17) den ledigen Stand der Ehekandidaten, 18) den heiligen, sakramentalen und unauflöslichen Charakter der kirchlichen Eheschließung, 19) die innere Gültigkeit der Ehe, auch wenn 2 PAVANELLO, P.,La dimensione giuridica dei matrimonio: significatio teo- logico e conseguenze pastorali, in Quaderni di Diritto Ecclesiale 15 (2002) 33 1; ORTÍZ, M. A., La forma canonica quale garancia della veritá del matrimonio, in Imä Ecclesiae 15 (2003) 376. 3 ORTÍZ M. K.,La forma canonica quale garancia della veritá del matrimonio. in Ius Ecclesiae 15 (2003) 376. 4 MONETA, P., / soggetti tenuti ad osservare la forma canonica: il canone II17 CIC in CARRERAS, J., (a cura di) La giurisdizione della Chiesa sui matrimonio e sulla famiglia, Milano 1998, 177.