Folia Theologica 16. (2005)

Imre Koncsik: Künstliche Intelligenz - was kann die Dogmatik zur Diskussion beitragen?

KÜNSTLICHE INTELLIGENZ 99 Wirklichkeit53 verlassen und zugunsten einer monistischen oder so- lipsistisch-isolativen Position54 geopfert. Folglich muss der meta­physisch-mentale Erklärungsansatz reale Folgen zeitigen, was frei­lich faktisch schwer zu überprüfen sein wird - es gibt keinen Men­schen ohne Geist. Gerade hier wird ein essentieller Punkt in der Diskussion um die Kl berührt: besitzt eine perfekte humanoide Si­mulation einen realen Geist? Woran können die postulierten Effek­te des Geistes „gemessen" werden? Handelt es sich nicht um eine idealisierende oder gar autoimmunisierende, weil empirisch irrele­vante Annahme? Ebenfalls kann der Dogmatiker durch Benennung essentieller mentaler Eigenschaften ihre mögliche Gegebenheit und Repräsen­tanz durch künstliche Hardware und Software eruieren, also eine mögliche Entwicklung entsprechender künstlicher Entitäten rich­tungweisend beeinflussen. Noch eine weitere Frage muss erhoben werden: kann ein ent­sprechend beschaffenes Interface zwischen den zwei grundsätzlich differenten und noch grundsätzlicher einheitlichen Wirklichkeits­ebenen künstlich hergestellt werden? Hier hilft eine Analyse des essentiellen Paradigmas sowohl der schwachen (vollständige Simu- lierbarkeit des menschlichen Geistes) wie auch der starken (reale Nachbildung des Geistes) KI weiter. Das essentielle Paradigma Das essentielle Paradigma der Kl ergibt sich auch aus der ge­nannten Deutung der Wirklichkeit im Sinn ihrer analogen Differen­zierung in zwei Operationsbereiche bzw. Wirklichkeiten, wobei die „imaginäre" Wirklichkeit eher noch mit den klassischen „metaphy­sischen Prinzipien" zu vergleichen ist55. Die Rede ist von der Ent­sprechung bzw. Analogie zwischen Hirn und Hardware sowie 53 Sie zeigt sieh besonders deutlich in der Inkarnation als maximale „Verschrän­kung“ des Menschlichen sogar mit dem Göttlichen. 54 Solche Positionen liegen vor, wenn der Bereich des „Theologischen“ vom Empirischen isoliert und selbstgerecht ..für sich“ betrachtet wird, indem ent­weder die schlichte Widerspruchsfreiheit zur empirischen Wirklichkeit oder gar ihr paradox-paradoxaler Gegensatz postuliert wird. Monistische Positio­nen wiederum betreffen vorwiegend die gegenteilige Option einer z. Zt. kaum noch vertretenen Reduktion der Welt auf das Theologische.

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