Folia Theologica 15. (2004)

Zoltán Rokay: War Kant ein Mystiker?

WAR KANT EIN MYSTIKER? 143 dass sich auch Kant davon distanziert. Das konnte aus vielen Grün­den geschehen. Zwei davon seien hier genannt:- Die Idee Gottes ist ein Produkt der reinen praktischen Ver­nunft; trotz der ablehnenden Haltung Kants den Fehlformen der Kirchenorganisation gegenüber hält er sie als Abwehr ge­gen Schwärmerei für nützlich. Die Bibel und die Sakramente (welche die „Mystiker" Wilmans nur für einen Massstab der eigenen richtigen Lebensweise halten, bzw. die Sakramente verneinen) hält Kant für brauchbare Erziehungsmittel.- Obwohl wir auch im opus postumum Kants auf die Behaup­tung stossen, „est Deus in nobis" so finden wir dort auch die Behauptung: „Der Begriff von Gott ist der Begriff von einem verpflichtenden Subject ausser mir."67 So bleibt weiterhin die Aufgabe bestehen, die Begriffe: Mystik und Atheismus im allgemeinen, und im Falle Kants im besonderen zu klären bevor man ihn in eine von beiden Klassen einordnet. Noch wichtiger scheint aber die Aufgabe, das Wortpaar Immanenz - Transzendenz und seine Anwendung auf den Gottesbegriff ge­nauer zu bestimmen, und zu fragen ob es heutzutage (200 Jahre nach dem Tode Kants) diese Worte und Begriffe noch überhaupt et­was sagen - ohne allein deswegen schon ein Atheist oder ein Mysti­ker zu sein 67 vgl. Manfred GAWLINA, Kant, ein Atheist? in Kant-Studien 95(2004) S.235 ff.

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