Folia Theologica 14. (2003)

Zoltán Rokay: Der Prädestinationsstreit des 9. jh-s und die Gnadenfrage

DER PRÄDESTINATIONSSTREIT DES 9. JH-S 147 nicht gleichgültig sein, ob die Gläubigen Gutes oder Böses tun. Vor allem, da es von allen Seiten Menschen gibt, die Gottschalk nachfol- gen23. Hinkmar von Reims (806 - 882) Hinkmar ist mit Hrabanus in der Sache der Prädestination und der Angelegenheit um Gottschalk einverstanden. Der nennt ihn in seinem Traktat über die Prädestination einen „Mönch der Gestalt nach, aber im Geiste ein wildes Raubtier"25. Gottschalk sollte auf der Synode von Quierzy Rechenschaft von seiner Lehre geben und als Klosterflüchtling sich einer strengen Disziplin unterziehen26. Man hat ihn in der Abtei zu Hautvillers gefangengehalten. Er hat aber trotz des Verbotes seine schriftstellerische Tätigkeit weiter ent­wickelt, deren Ergebnisse die zwei Glaubensbekenntnisse von der Identität des Vorherwissens und der Prädestination sind. Man pflegt aus diesen Bekenntnissen27 den Standpunkt Gottschalks zu rekonstruieren. Er war von seinem Recht so überzeugt, daß er sich bereit erklärte, sich einem Gottesurteil zu unterziehen in sieden­dem Wasser, Öl, Pech oder flammendem Feuer28. Das Gottesurteil blieb zwar aus, aber der Prädestinationsstreit hat sich ausgebreitet: was den Inhalt betrifft auf die Frage nach dem freien Willen (wel­che wir in ihrem Keime schon bei Hrabanus antreffen), bezüglich der Teilnehmer auf einen breiten Kreis der Theologen. praedestinatus sum ad mortem, numquam illum evadam: si autem male egero et praedestinatus sum ad vitam, sine ulla dubitatione ad aeternam requiem vado.” (Hincmari, De praedestinatione Dei et libero arbitrio. Posterior disser­tatio. PL 125,84 sqqu.) 23 „Sed ne ille solus periret, sibi consentientes coeperunt undecunque exsurgere, et pravam ab illo remotam doctrinam et verbo et scripto disseminare.” (ebd. 85) 24 Werke: PL 125. Leider konnte ich bis zum Abschluß dieser Studie das Buch J. von Devisse: Hincmar, archéveque de Reims, 845-884, I-III. Geneve 1975/76 nicht einsehen. 25 „Habitu monachus, mente ferinus” De praedestinatione, Dissertatio posterior. Cap. IL (PL 125,84) 26 Angenendt 443. 27 Confessio Gotteschalci monachi post haeresim damnatam (PL 121,347-350); Gotteshalci confessio prolixior (ebd. 349-366) 28 Angenendt 443.

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