Folia Theologica 12. (2001)
Imre Koncsik: Der analoge Realismus als Fundament der Christologie Karl Rahners?
152 I. KONCSIK in der Erfassung der transzendentalen Ideen besteht, verbürgt jedoch noch nicht die reale Existenz des Intendierten. Nichtchristen werden wegen ihrer universellen transzendentalen Konstitution und formalen Bestimmung formal als „anonyme Christen" bezeichnet; es kommt zu apodiktischen - anstatt nur zu assertorischen - Urteilen und Notwendigkeitsaussagen über die Konstitution des Menschseins, wenn etwa von einem notwendigen übernatürlichen Existential (bei Rahner u.a. Erlösung, Ursünde) anstelle von einer faktischen Bestimmung des Menschseins gesprochen wird. Aus einer ideellen Notwendigkeit auf eine faktische Wirklichkeit zu folgern ist jedoch ontologisch unzureichend, weil das Wirkliche das nur ideell Mögliche immer übersteigt und nicht vollständig aus ihm ableitbar ist45. Weiterhin besteht das Problem, wie formale apriorische Transzendentalien vom Menschen inhaltlich-kategorial umgesetzt und vollzogen werden können, also das ontologische Problem einer nachträglichen Vermittlung differenter Seinssphären etc. Werden beide Seinsbereiche zunächst apriorisch getrennt, so ist ihre Differenz ursprünglicher als ihre Einheit. Jede Wiederherstellung ihrer Einheit bleibt dann nur äußerlich und letztlich indifferent, weil sie substantiell im voraus getrennt wurden. Rahners Ansatz kann neutral gelesen als Dynamik des Menschen auf Gott hin wegen vorausgehender Dynamik Gottes auf den Menschen hin charakterisiert werden. Damit sind stets die „objektive" apriorische wie auch die „subjektive" aposteriorische Seite des Menschseins betreffs der Gewissheitsfrage des christlichen Glaubens als wechselseitig-konstitutiv impliziert. Es wäre hilfreich, diesen Ansatz näher zu begründen. 45 Das betont auch Rahner in Sehr. IX, 239. - Dabei meint er mit der Unableit- barkeit lediglich das Wann und Wo der konkreten Erfüllung einer Idee und nicht ontologisch ursprünglicher die Unableitbarkeit des „Mehrseins“ der Wirklichkeit gegenüber der Möglichkeit.