Folia Theologica 12. (2001)

Imre Koncsik: Der analoge Realismus als Fundament der Christologie Karl Rahners?

144 I. KONCSIK insofern sie eben Existenz ist24. Ein übernatürliches Existential ist notwendig, um „Hörer des Wortes" zu sein und die Selbstmittei­lung Gottes zu vernehmen; als solches ist es für das Menschsein konstitutiv. Bezogen auf die damit implizierten apriorischen Grundausstattung menschlicher Existenz gelten die eben genann­ten grundsätzlichen Ergänzungen: ihr objektiver Realitätsgehalt könnte ontologisch ursprünglicher fundiert werden, insofern die Idee / das ideale Sein unmittelbar als Ausdrucksgestalt, Folge und sogar Konstituens des realen Seins gesehen wird. Würde nun ergänzend zu transzendentalen Konklusionen auch analoge zugelassen, so gilt: wird eine existentielle „Idee" streng analog konzipiert, dann ist die Analogie konsequent zu denken. Sie bezieht sich sogar auf den Schluss von der Idealität auf die Realität, der demnach nur analog durchführbar ist. Daraus ergibt sich eine analoge Evidenz, wie etwa von der Existenz des Schattens auf die Realität des Stiftes geschlossen wird: der Stift ist an keiner Stelle mit dem Schatten univok identisch. Eine analoge Evidenz der Reali­tät ist ebenso unterscheiden von einer Nicht-Evidenz oder der Blindheit eines existentiellen Wagnisses wie von einer „linearen" Ableitbarkeit von Wirklichkeiten aus puren Ideen.Wird der tran­szendentale Realismus nicht im Sinn des analogen Realismus veran­kert, so wäre nicht zu unterscheiden zwischen einer konstitutiven und exigitiven Realität der transzendentalen Idee Gottes: ist das „desiderium naturale" konstitutiv für den Menschen, so ist damit noch nicht gesagt, ob es wirklich gestillt wird und der Mensch seine Verwirklichung exigitiv einfordern kann, oder ob es nur gegeben al des menschlichen Daseins“ - als Zugehörigkeit zum menschlichen Subjekt - ist Christus selbst (Sehr. V, 221). In ihm ist das Natürliche und Übernatürli­che vereint. 24 Ein weiterer Unterschied des Begriffsgebrauchs sei angemerkt: ein rahner- sches Transzendentale lässt das Wesen des Menschen bestehen (also apriori­sche Grundausstattung des Menschen). Das Existential jedoch betrifft die konkrete Existenzlage; sie weist als „übernatürliches Existential“ (dazu ge­hört auch das negative Existential der Erbsünde!) ähnliche Eigenschaften auf wie die klassische „gratia creata“ als göttlich hineingeschaffene, extrinsische oder „von außen“ hereingetragene Wesensbestimmung des Menschen. Die Frage stellt sich sogleich, wie eine „von außen“ hineingeschaffene Eigen­schaft zur ureigenen Wesenscigenschaft werden und entsprechend „imma­nent“ verinnerlicht werden kann: besteht auch bei Rahner eine Einheit von Dif­ferenz (=von außen) und Identität (=innerlich), Immanenz und Transzendenz

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