Folia Theologica 11. (2000)
Ferenc Beran: Grundentscheidung und Todsünde
FOLIA THEOLOGICA 11 (2000) 91 Ferenc BERAN GRUNDENTSCHEIDUNG UND TODSÜNDE Entwurf des Problems In den letzten Jahrzenten entwickelte sich in der Beichtpraxis westlicher Gesellschaften ein eigenartiges und trauriges Phänomens. Erheblicher Teil der Gläubigen betrachtet die Beichte als etwas nicht Obligatorisches und geht zur Kommunion, ohne gebeicht zu haben. Ich möchte diese Erfahrung durch ein Beispiel bekräftigen. Vor zwei Jahren fuhr ich mit dem Zug aus Rom über Wien nach Budapest. Im Abteil sass ich mit einem Ehepar mittleren Alters zusammen. Wir begannen ein lustiges Geschpräch über Fussball und österreichisch-ungarische Beziehungen. Der Mann scähtzte hoch, dass ich die ehemaligen österreichischen Fussballspieler ziemlich gut kannte. Da die Stimmung gut war, begannen sie ihre Religiosität zu sprechen. Sie erzählten, dass ihr Dorf einen guten Pfarrer habe, der sehr verständnisvoll sei. Sein verständnisvolles Benehmen bestand darin, dass er dem unehelich zusammenlebenden P- aar erlaubte zur Kommunion zu gehen, und auf Beichte nicht bestand. Als ich zeigte, dass ich es nicht akzeptieren kann, fühlte ich, dass die gute Atmospähre zerstört war. Wenn man solche oder ähnliche Meinungen hört, stellt man sich die Frage nach Ursachen dieser Erscheinung. Wir versuchen jetzt einige Ursachen des Phänomens zu entdecken und darzustellen.- Nach einigen Ansichten bedeutet die Todsünde, dass jemand seinen Galuben verliert oder sich gegen Gott wendet und seine Verachtung zum Ausdruck bringt. Nach ihrer Meinung dürfen wir über keine Todsünde spreschen, wenn es keine Ungläubigkeit noch Auflehnung gegen Gott vorhanden sind. Z. B. begeht man keine Todsünde, wenn man Ehe bricht, Gott aber auch weiterhin liebt. In diesem Fall können wir nur über „schwere” Sünde sprechen, die man aber nicht beichten müss. Gegen diese Auffassung können wir erwiedern, dass es nach der Tradition der Kirche keinen Unterschied zwischen Todsünde und ei-