Folia Theologica 10. (1999)

Ciril Sorč: Die trinitarische Dimension des menschlichen Lebens

40 c. sorC die Hypostasis, als das Subjekt, das auf den anderen ausgerichtet, für den anderen verfügbar und transparent ist. Hypostasis drückt folglich die Beziehungskategorie der Existenz aus.15 Der rumänische Theologe Du- mitru Staniloae überlegt in gleicher Weise: Jede göttliche Person erkennt sich in der anderen, wobei sie aber ihre Identität nicht verliert.16 Perichorese ist also die Bewegung jeder Person auf die andere zu und um die andere herum, diejenige Bewegung, die als ihren Mittelpunkt das Ich des anderen hat. In jeder Hypostasis können wir auch die anderen zwei sehen. So verwirklichen sich die Worte, die Jesus sprach: „Wer mich sieht, sieht den Vater” (Joh 14,9).17 Bei der Vertiefung in das Geheimnis des dreieinigen Gottes gehen viele moderne Theologen eher von der Einheit der Dreieinigkeit der Per­sonen als von der Einheit von Natur und Wesen aus. Person und Wesen existieren nicht ungleichzeitig sondern nur in Gleichzeitigkeit. Wir fragen uns nicht, wie dieses Wesen dreifältig ist, sondern, wie drei göt­tliche Personen eins sind. „Die Trinität ist nicht das Ergebnis eines Prozesses, eine Théogonie, sondern eine Urgegebenheit der göttlichen Existenz. Sie ist kein Werk des hypostatischen Wollens oder Naturnot­wendigkeit: Gott ist ewig, ohne Anfang, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist, die innere Gegenseitigkeit seiner Liebe”18 Für einen sol­chen Zugang ist die perichoretische Sprache angemessen. Diese Sprache ist im Osten noch nicht ausgestorben und wird auf ikonographische Weise an der Ikone der Heiligen Dreifaltigkeit von Rubljev ausgedrückt. Die subjektive Natur der Personen gibt der Gottesnatur nichts Neues, weil die Person nichts Anderes als die reale Existenz der Natur ist. Das Wesen existiert nur als Hypostasis.19 Die griechische Auffassung der Person als Hypostasis schließt eben ihre Ausrichtung auf den anderen ein und zwar derart, daß sie eine Gemeinschaft der Verschiedenen schafft. In 15 Vgl. J.D. ZIZIOULAS, Beeing as communion, St. Vladimir’s Seminary Press, New York 1985, 88. In der orthodoxen Theologie wird die Person dem Wesen vorgezogen, und die Einheit der Dreifaltigkeit basiert auf der Person des Vaters; vgl. K.Ch. FLEMY, Orthodoxe Theologie. Eine Einführung, 48. 16 Vgl. D. STANILOAE, Orthodoxe Dogmatik, Einsiedeln-Benziger-Güterslo- her Verlagshaus Mohn, Zürich-Köln-Gütersloch 1984, 267. Vgl. auch sein Werk Dio è amore, Città nuova, Roma 1986, 32-38. 17 Vgl. a.a.O., 272-289: Panagotis N. TREMBLAS, Dogmatique de l'Eglise or­thodoxe Catholique, Ed. de chevetogne, Desclée de Brouwer 1966, 355-358; S. BULGAKOV, L'Agnello di Dio. Il mistero del Verbo incarnato, Città nuova, Roma 1990, 115f. 18 P. EVDOKIMOV, zitiert in: L. Boff, a.a.O., 168. 19 Vgl. D. STANILOAE, a.a.O., 267.

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