Folia Theologica 10. (1999)
Ciril Sorč: Die trinitarische Dimension des menschlichen Lebens
38 c. sorC tionalität kommt von einem Wesen heraus, das die Personen „personifiziert” und der Relationalität einen tiefen Inhalt gibt. Perichorese als Ausdruck des In- und Mitseins der Personen Der Begriff Perichorese drückt die wesentliche Wahrheit über den christlichen Gott aus. Im Begriff Perichorese wollen wir die Dynamik, den „Urrhythmus”6 des Daseins des dreieinigen Gottes, Gottes, der die Liebe ist, zusammenfassen. Weil Gott die Fülle der Liebe ist, leben die drei göttlichen Personen in einer einmaligen perichoretischen Einheit. Jede Person ist für die aroeren, keine nur für sich selbst, jede ist mit den anderen beiden und in ihnen. L. Boff betont, daß die Einheit der Personen nicht etwas Späteres ist; die Personen sind kein Produkt der einen göttlichen Natur, sondern sind mit ihr ewig; die Personen sind keine Konkretisierung des Einen (sei das Natur, die Substanz, der Geist oder der absolute Subjekt), sondern sind drei Subjekte in ewiger (und deshalb in wesenhafter) Gemeinschaft.7 8 Für die Perichorese der Heiligen Dreifaltigkeit ist die vollkommene Miteinheit der Personen charakteristisch. Drei göttlichen Personen sind ewiglich ineinander, und miteinander. Sie sind nie getrennt gewesen, sondern koexistieren seid jeher; zwischen ihnen herscht ständige und tiefste communicabilitas, cointimitas, commu• • • • 8 nio, circumincessio. Die Perichorese bedeutet beim dreipersönlichen Gott folgendes: die drei göttlichen Personen durchdringen sich gegenseitig vollständig, sich einander vollständig gebend, leben in der unverwüstlichen Gemeinschaft; jede göttliche Person lebt vollständig in anderen zwei Personen, für sie und zusammen mit ihnen. Den trinitarischen Gott können wir als „personale Kommunikationseinhet” verstehen, die nur insoweit möglich ist, 6 Vgl. G. GRESHAKE, Der dreieine Gott. Eine trinitarische Theologie, Herder, Freiburg-Basel-Wien 1997, 215: „Wenn Gottes Wesen der interpersonale perichoretische Lebens- und Liebesaustausch ist, so bringt jede Person (als spezifischer Urrhythmus) in dieses sein je Eigenes (in traditioneller Sprache: sein unterscheidbares proprium) ein, so aber, daß dieses ‘proprium’ auf Grund des radikalen perichoretischen In-, Zu- und Miteinander allen gehört.” 7 Vgl. K. HEMMERLE, a.a.O., 162. 8 Vgl. Hl. BONAVENTURA, Itinerarium mentis in Deum, Cap. VI. a.2; J.A. MERINO, La Trinidad, paradigma de vida comunitaria en S. Buenaventura, in: Estudios Trinitarios 29 (1995) 3-34; J. WERBICK, Bilder sind Wege. Eine Gotteslehre, Kösel, München 1992, 286-289.