Folia Theologica 8. (1997)
Anton Štrukelj: Die Christologie in der Theologik Hans Urs von Balthasars
DIE CHRISTOLOGIE 51 sie ist die Logik des erbarmenden Vaters, des ausgeflossenen Herzens Jesu und deswegen auch die Logik ihres von beiden ausgehenden Geistes”.31 Das Wort ist Fleisch geworden Die Menschwerdung Gottes ist ein so furchterregendes Geheimnis, daß man vor dem Unbegreiflichen, scheinbar höchst Skandalösen im Tiefsten zu erschrecken hat. Paulus nennt dieses Geheimnis den Wahnsinn Gottes (IKor 1,18.21.23.25) und redet davon nur “in Schwäche, Furcht und viel Verzagtheit” (ebd. 2,3). “Was kann Gott bewegen”, fragt von Balthasar, “sein ’allmächtiges Wort’ durch das er ’die Welt trägt’ (Hebr 11,3), in unser Fleisch’ zu senden, das weder eines tragenden Wortes mächtig ist noch das Gehör hat, das alltragende Wort verstehend zu hören? An den Engeln vorbei, die vielleicht davon etwas verstanden hätten (Hebr 2,5), hat er seine abschließenden Schritte auf das ’Fleisch’ zu gelenkt, nach Oetingers bekanntem und treffendem Wort: ’Leibliche Unzerstörbarkeit ist das Ende der Werke Gottes’.”32 Weshalb wollte Gott ausgerechnet “Fleisch” werden? Weshalb wollte er sich, wie Clemens von Alexandrien sagte, dieser Harfe “mit ihren tausend Klängen” bedienen, um auf ihr und mit ihr zusammen Gott zu loben?33 Der leibliche Mensch wird, nach Irenäus, in die Mitte des Alls gestellt als das kunstvolle Gebilde Gottes, das der Vater durch die Hände seines Sohnes und Geistes geformt hatte und das durch die ganze Heilsgeschichte hindurch der eine Dialogpartner Gottes bleibt. Wir wissen, wie sehr dieses “in die Mitte der Welt exponierte, zarte, nackte, der Hegung bedürftige Wesen”34 zerbrechlich und hinfällig ist. Man muß geradezu von “ungeheurer Versuchbarkeit” des Menschen reden.35 Aber die “kelchhafte” Existenz des Menschen ist zugleich “zur Hineinaufnahme aktualer Erfüllungen nach oben hin offen”.36 31 Balthasars Kommentar zur Enzyklika über den Heiligen Geist von Papst Johannes Paul II., "Lasset euch vom Heiligen Geist bewegen", Herder 1986, 158. 32 TL II, 201. 33 Ebd., 206. 34 Ebd., 207 f. 35 Ebd., 209. 36 Ebd., 208.