Folia Theologica 8. (1997)

Péter Erdő: Das oberste Patronatsrecht der ungarischen Könige in der Forschung von Vilmos Fraknói

164 P. ERDŐ der Papst das Recht der Ernennung des Nachfolgers von Bischof Georg noch im Leben desselben reserviert hat. Darum war in diesem Fall niemand außer dem Papst für die Verleihung zuständig. Ähnlich hat Fraknói die Ernennung des Erzbischofs von Kalocsa aus dem Jahr 1423 rekonstruiert. Nach der vermutlichen königlichen Ernennung üben die zwei gleichberechtigten Kathedralkapitel von Bács und von Kalocsa ihr Wahlrecht gemeinschaftlich21 aus. Der aus Florenz stammende Abt von Pécsvárad, Giovanni Buondelmonte, wird zum Erzbischof von Kalocsa gewählt. Über die Wahl schickt man eine Meldung nach Rom. Der Papst bestätigt aber die Wahl nicht, sondern erklärt sie für nichtig, weil die Verleihung — auch diesmal — schon zu Leibzeiten des Vorgängers dem Papst Vorbehalten wurde. Anschließend ernennt der Papst selbst, aufgrund seiner apostolischen Vollmacht, die­selbe Person zum Erzbischof von Kalocsa22. Fraknói hat auch Beispiele für die päpstliche Bestätigung (confirmatio) der regulären Wahl eines ungarischen Kapitels aus der Zeit nach dem Konzil von Konstanz gefunden23. Für das Zeitalter Martins V. bleibt aber typisch, daß der Papst die Verleihung aller vakanten ungarischen Bistümer — auch wenn mit verschiedener rechtlicher Begründung — für seine eigene Kompetenz erklärt. Fraknói hat Dutzende von Bullen von Martin V. identifiziert, in denen der Papst auch kleinere ungarische Benefizien — aufgrund seiner apostolischen Vollmacht — an verschiedene Personen verleiht24. Es personam utilem et etiam fructuosam cum fratribus nostris habuimus diligentem...psi ecclesie de dictorum fratrum consilio auctoritate apostolica providemus teque illi preficimus in episcopum et pastorem” (ebd. 15). 21 Vgl. BOGYAY, T., Kalocsa, in Lexikon für Theologie und Kirche, I-X + Register, Freiburg 1957-1967, V, 1264; WINKLER, P., A kalocsai és bácsi főkáptalan története alapításától 1935-ig, Kalocsa 1935; GYETVAI, P., Egyházi szervezés főleg az egykori déli magyar területeken és a bácskai Tisza mentén (Dissertationes Hungaricae ex historia Ecclesiae 7), München 1987, 31-49; ERDŐ, P., Ungarn (Kirchenprovinzen von Esztergom und Kalocsa), in The Records of the Medieval Ecclesiastical Courts. Part I: The Continent. Reports of the Working Group on Church Court Records, ed. Donahue, C. (Comparative Studies in Continental and Anglo-American Legal History 6), Berlin 1989, 151-152. Ähnliche gemeinsame Wahlrechte waren auch in anderen europäischen Diözesen bekannt. Siehe z. B. DIDIER, N., Les églises de Sisteron et Forcalquier, Paris 1954. 22 Vö. FRAKNÓI, Nyomozások 189-190. 23 AaO. 190. 24 Ebd.

Next

/
Oldalképek
Tartalom