Folia Theologica 7. (1996)

Bronislaw Wentanty Zubert O.F.M.: Error in persona und error in qualitate personae (c. 1097 § 1-2 CIC 1983)

ERROR IN PERSONA UND IN QUALITATE PERSONAE 41 Identität — wird nach dem II. Vatikanischen Konzil anders interpretiert. Im Anschluß an die Konzilslehre, hat man in der Jurisprudenz der Rota eine weitere und vollständigere Auffassung der Person angenommen; sie wird auch im moralischen, juridischen, sozialen Ausmaß gesehen, d. h. im Aspekt der Eigenschaften, die sie identifizieren und individualisieren. In dieser Hinsicht berufen sich die Kanonisten meistens auf das schon er­wähnte Urteil „Nichteroyen” coram CANALS in dem festgestellt wird, daß diese Eigenschaften so mit der physischen Person verbunden ist: [...] ut eadem qualitate deficiente etiam persona physica diversa resultat"31. Nach der Promulgation des geltenden Codex, behaupten weiterhin solche Autoren, wie A. ABBATE oder G. RICCIARDI, daß man den „error in persona” nicht nur auf die physische Identität beschränken darf. Die er­wähnten Eigenschaften beeinflussen nämlich wesentlich die Erkenntnis der Person, ihre Individualisierung und, wenn sie Objekt des Irrtums sind, machen sie die Person zu jemanden ganz anderen. So ein Irrtum betrifft also das Wesen des Objekts des Ehekonsenses, also die Person „magis complete et integre consideratae”, und deswegen ist das ein „er­ror in substantia obiecti”. Infolgedessen muß seine Rechtsbedeutung nach dem nach dem c. 1097 § l32 beurteilt werden. Allerdings muß er­wähnt werden, daß solcher Irrtum die Ungültigkeit der Ehe nur dann be­wirkt, wenn er objektiv ernsthaft ist, d.h. wenn er die objektiv wesentlichen Eigenschaften betrifft33. Nach dieser Meinung zum c. 1097 § 1 gehören alle „errores redundantes”, die integrale Identität der Person betreffen, also auch die sie individualisierenden Eigenschaften34. Kritisch beurteilt diese Ansicht W. GÓRALSKI und meint, daß im gegenwärtigen Codexnorm (c.1097 § 1): „der <error redundans> wurde gewissermaßen absorbiert” [...] in die Form des Irrtums in der Person und deswegen die Irrtümer über die wesentlichen Eigenschaften des Kontrahenten soll man heute nicht als Irrtum in der Person qualifizieren, sondern entweder als einen Irrtum über eine Eigenschaft der Person, die direkt und hauptsächlich angestrebt ist [...] oder als einen Irrtum, der Fol­31 PREE, Neuestes aus der Rechtsprechung de Rota Romana. Offizialentagung, März 1994 in Köln/Bensberg (mps), S. 41; GÓRALSKI, a.a.O., S. 102. 32 A. ABATE, La costituzione dei matrimonio nel nuovo Codice di Diritto Canonico, w: La nuova legislazione canonica, Roma 1983, S. 289; RICCIARDI, a.a.O., S. 68-79; GÓRALSKI, a.a.O., S. 102-103; PREE, a.a.O., S. 4L 33 RICCIARDI, a.a.O., S. 75; PREE, a.a.O., S. 4L 34 WOLF, a.a.O., S. 127.

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