Folia Theologica 6. (1995)

Gábor Adriányi: Warum und wie verließ Kardinalprimas József Mindszenty 1971 die amerikanische Botschaft zu Budapest?

WARUM UND WIE VERLIEß MINDSZENTY 87 anbelangt, verstehe ich die Gründe Eurer Eminenz voll und ganz. Ich darf Sie jedoch versichern, daß der Hl. Vater die Vorzüge und Nachteile der geplanten Lösung lange und gewissenhaft abgewogen hat und kam schließlich zu der Überzeugung, daß Eure Eminenz der ungarischen und universalen Kirche einen bessern Dienst erweisen würde, wenn er bereit wäre, die Botschaft zu verlassen. Es wird die Sorge des Hl. Vaters sein, die negativen Auswirkungen einer solchen Entscheidung auf ein Minimum zu reduzieren. — Was die Information der Öffentlichkeit anbe­langt, der Hl. Stuhl würde durch sein Presseamt die großen Presseagentu­ren der Welt benachrichtigen, um Fehlinterpretationen vorzubeugen. Mindszenty: Die genannte Benachrichtigung der Öffentlichkeit beru­higt mich nur dann, wenn Sie, Herr Prälat, an deren Formulierung positiv mitwirken und wenn vor der Veröffentlichung die Msgr. Gyula Magyary und Msgr. Sándor Csertő ihre Bemerkungen anbringen dürfen. Zágon: 3.) Eminenz mögen in seiner neuen Lage keine Erklärung weder in Wort noch in Schrift abgeben, die das Verhältnis des Apostoli­schen Stuhles zur ungarischem Regierung stören oder die ungarische Re­gierung und die Volksrepublik beleidigen würde. Mindszenty: Ich erkenne das ungarische Regime, das das Verderben der ungarischen Kirche und Nation verursachte, keineswegs als Verhand­lungspartner an, schon gar nicht als Richter meiner Erklärungen. Ich weise seine eventuellen Bedingungen zurück. Mein einziges Verlangen gegenüber dem Regime lautet: vollständige Rehabilitierung nach dem Ju­stizmord. Die Entscheidung darüber, ob meine eventuelle Erklärung dem Verhältnis zwischen dem Hl. Stuhl und der ungarischen Regierung nützt oder schadet, gehört ausschließlich in die Kompetenz des Hl. Stuhles. Der Hl. Stuhl möge dafür sorgen, daß auch die andere Seite, d.h. das un­garische Regime und seine Organe sowie die unbedingt aufzulösende Friedenspriesterbewegung, mir gegenüber eine ähnliche Verhaltsweise praktiziert, damit ich nicht gezwungen werde, unwahre oder beleidigende Erklärungen richtigzustellen. Zágon: 4.)Mögen Eminenz seine Erinnerungen im Geheimen verwah­ren, sie nicht publizieren und verfügen, daß diese im Falle des Todes in die Hände des Hl. Stuhles gelangen, der dann zu gegebener Zeit dafür sorgen wird, sie herauszugeben. Nachdem Eminenz mich über den Inhalt der Memoiren informiert hat, sehe ich keine ernste Schwierigkeit, diese, zumindest in wesentlichen Teilen, noch zu Lebzeiten Euer Eminenz zu

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