Folia Theologica 6. (1995)

Bruno Primetshofer: Die Fähigkeit zum Ehekonsens nach Kanonischem Recht

DIE FÄHIGKEIT ZUM EHEKONSENS 19 tung ausgeschlossen sei43. Somit muß also, im Gegensatz zu einigen Rota-Urteilen, die Erfüllungsunvermögen mit der mangelnden „discretio iudicii” gleichsetzen44, an der Verschiedenheit der in den Absätzen 2 und 3 des c. 1095 festgelegten capita nullitatis festgehalten werden45. Hierbei wurde mit Recht aufgezeigt, daß die incapacitas gemäß c. 1095, 2 den Kontrahenten unter einem aktiven Aspekt betrachte, d.h. als denjenigen, der seinem Partner eheliche Rechte übertragen will; in c. 1095, 3 sei der Kontrahent dagegen unter dem passiven Gesichtspunkt anzusehen, d.h. als das zu übergebende Objekt in seiner Eigenschaft als Mann bzw. Frau; beim Defekt nach c. 1095, 2 handle es sich um Störungen in der Überle- gungs- bzw. Entscheidungsfähigkeit, bei c. 1095, 3 liege eine psycho­sexuelle Funktionsstörung bzw. eine Störung in den die Persönlichkeit aufbauenden Elementen vor. Dies sei aber nicht nur streng von jeder Form von Geisteskrankheit, sondern auch von mangelnder Urteilsfähig­43 ZAPP, Eherecht (Anm. 3), 139. 44 Die entsprechenden Urteile sind angeführt bei J.M. PINTO GOMEZ, Inca- pacitas assumendi matrimonii onera in novo CIC, in: Dilexit Iustitiam, FS fiir Aurelio Card. Sabattani, Città del Vaticano 1984, 35, Árun. 95. — Über die verschiedenen Meinungen zum anstehenden Thema vgl. J. WEBER, „Erfül­lungsunvermögen" in der Rechtsprechung der Sacra Romana Rota, Regensburg 1983,184-198. — Für eine Gleichsetzung der „incapacitas assumendi officia coniugalia" mit einem defectus discretionis iudicii trat (vor dem CIC/1983) nachhaltig Fumagalli Carulli ein: Erfüllungsunvermögen stelle in jedem Fall einen Mangel im Erkennen und Wollen dar. O. FUMAGALLI CARULLI, II matrimonio canonico dopo il Concilio. Capacitâ e consenso, Milano 1978, 217. 45 So (schon vor dem CIC/1983) U. NAVARRETE, „Incapacitas assumendi onera" uti caput autonomum nullitatis matrimonii, in: PerMCL 61 (1972) 47-80. — Für eine deutliche Abhebung der Nr. 3 von den beiden übrigen Nummern (1 und 2) des c. 1095 BURKE, Grave difetto (Anm. 31), 144. Tref­fend dazu E. COLAGIOVANNI, Immaturity Per un approccio interdisci- plinare alla comprensione ed applicazione del can. 1095, n 2 e n 3, in: MonEecl 113 (1988), 352: „..detta distinzione (zwischen dem defectus discretionis iudicii und der incapacitas assumendi) si basa sui fatto che nelTipotesi di defectus discretionis si ha riguardo alTatto stesso dei consenso, al soggetto ehe giudica e delibera, nelTincapacitas si ha riguardo all'obiectum ed alla capacitâ di assunzione-adimpimento degli oneri; nel primo caso è in recto il soggetto; nel secondo è in recto l'oggetto sotto il profilo degli jura-obliga- tiones essenziali". Und als Zusammenfassung der Rota-Rechtsprechung seit dem Jahre 1980 wird festgehalten: „..che la prima ipotesi comporta la seconda, ma non e converso" (ebda).

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