Folia Theologica et Canonica 10. 32/24 (2021)

Sacra theologia

26 ISTVÁN NOVÁK gion für ihn die Gewissheit des Glaubens darstellt. Laut Buber ist das die Ge­wissheit, dass sich der Sinn des Seins in seiner allzeit erlebten Konkretheit erschließt und zugänglich ist. Dieser Sinn ist Teil der Wirklichkeit, einer kon­kreten Situation, worauf der Mensch mit seinem Leben antwortet. Die Reli­gion ist eine Begegnung mit dem Göttlichen. Die Wirklichkeit des Glaubens ist ein Leben, das sich zu Gott hinwendet. Die Religion beruht auf dem Ich und Du, auch wenn das Entstehungslose mit unserer Mund oder Seele gar nicht ausgesprochen werden kann. Im Gegensatz zur Religion sieht die Philo­sophie von der konkreten Situation ab und nimmt ihren Anfang durch einen abstraktiven Anstoß. Sie geht nicht von der Begegnung mit dem Göttlichen aus, sondern strebt nach der Objektivation des Göttlichen im Denken. So trennt sich die Wahrheit des Glaubens von der Wahrheit des Denkens. Die Religion und die Philosophie vergegenwärtigen zwei Arten des menschlichen Existierens mit dem Existierenden. In der Religion begegnen wir der uns ent­gegensehenden Wirklichkeit, das Existieren im philosophischen Sinne er­schöpft sich jedoch in der Betrachtung des Gegenstands.14 Die obigen Erkenntnisse beleuchten, wie Congar den Weg der starren Wirk­lichkeit geht und wie er zur Wahrheit des Herzens gelangt. In einer oben er­wähnten Studie von Davidowicz ist Folgendes zu lesen: Buber, der Apostel des Judentums vor der Menschheit, wie ihn Gustav Landauer ge­nannt hatte, der jüdische Ehrenbürger der Welt, wie ihn Emst Simon bezeichnete, nimmt auch den Dialog mit Deutschland wieder auf, indem er 1953 den Friedens­preis des deutschen Buchhandels entgegennimmt. Daß die Völker, die Völkermen­schen kein echtes Gespräch mehr miteinander führen können, ist nicht bloß das aktu­ellste, es ist auch das uns am dringendsten anfordemde Phänomen der Pathologie unserer Zeit (...) Lassen wir uns von dem satanischen Element darin nicht hindern, den Menschen zu verwirklichen! Erlösen wir die Sprache aus ihrem Bann! Unterfan­gen wir uns, trotz allem, zu vertrauen! Buber als Fortführer der dialogischen Philo­sophie beklagt in seinem Alterswerk Gottesfinsternis den Verlust der Ich-Du-Bezie­­hung und möchte die Menschen wieder auf ihre Position Gott gegenüber zurück bringen, ihn bewegt die alles durchdringende Sorge um das lebendige Du.15 Buber ist auf der Suche nach dem Schicksal des jüdischen Volks; dies tut er auf einer philosophischen und religiösen Grundlage. Dabei vergisst er nicht, dass er damit eine prophetische Berufung erfüllt. Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass Martin Buber ein ausgezeich­neter Meister der Philosophie war, den die Ich-Du-Beziehung zwischen Gott 14 Vgl. Sárkány, P., Az Istenfény elsötétülése. Martin Buber: Istenfogyatkozás. Vizsgálódások val­lás és filozófia kapcsolatáról, in Vigilia LXXXII (2017/10) 785. https://vigilia.hu/node/Vigi­­lia_201710 facsimile.pdf (06.11.2019) [deutsche Übersetzung von mir]. 15 Vgl. Davidowicz, K., Jede Religion ist ein Exil, in Rrobath, Th - Shakir, A. - Stöger, P. (Hrsg.), Buber begegnen, 43.

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