Folia Theologica et Canonica 7. 29/21 (2018)

Sacra theologia

88 ATTILA PUSKÁS gehalten, das Sein in seiner ontologischen Differenz als Verweis auf die Liebe zu lesen, und entsprechend dieser Weisung zu leben.”12 II. Ist es erst überhaupt möglich, DASS DER GLÄUBIGE CHRIST/THEOLOGE PHILOSOPHISCH DENKT? Bei der Erörterung dieser Frage ist Heidegger als unbenannter, heimlicher Ge­sprächspartner Balthasars klar zu erkennen. Wie bekannt, bezweifelte Heideg­ger, dass das philosophische/metaphysische Denken dem Gläubigen eine wirk­liche Möglichkeit sei. In seiner Einführung in die Metaphysik erörtert er, dass der Gläubige die umfassendste, tiefste und originärste Frage der Metaphysik - „Warum ist überhaupt Seiendes und nicht vielmehr nichts?“ - nicht mit gan­zem Gewicht zu stellen vermag. Der deutsche Philosoph sagt: „Wem z.B. die Bibel göttliche Offenbarung und Wahrheit ist, der hat vor allem Fragen der Fra­ge ’Warum ist überhaupt Seiendes und nicht vielmehr nichts?’ schon die Ant­wort: Das Seiende, soweit es nicht Gott ist, ist durch diesen geschaffen. Gott selbst ’ist’ als der ungeschaffene Schöpfer. Wer auf dem Boden solchen Glau­bens steht, der kann zwar das Fragen unserer Frage in gewisser Weise nach­­und mitvollziehen, aber er kann nicht eigentlich fragen, ohne sich selbst als einen Gläubigen aufzugeben mit allen Folgen dieses Schrittes.”13 Heidegger meint, der Gläubige vermag die Grundfrage der Metaphysik in ihrer Radikalität nur teils, bzw. nur scheinbar zu stellen und zwar deswegen, weil die vorgängige gläubige Annahme der biblischen Wahrheit der Schöpfung eine Frage, die auf nichts gründet, unmöglich macht. Er meint, dass die vorgän­gige Kenntnis der fertigen Antwort das Fragen verunmöglicht. Die Frage «Wa­rum ist überhaupt Seiendes und nicht vielmehr nichts?» vermag der Gläubige nicht als umfassendste, grundlegendste und originärste Frage zu stellen. Laut Heidegger verhindert die gläubige Annahme der Wahrheit der Schöpfung das radikale Fragen, da es eine vorgängige Gewissheit liefert, was nichts Geringeres bedeutet als dass die gläubige Annahme an sich schon die Möglichkeit echt phi­­losophischen/metaphysischen Denkens begrenzt, schärfer gesetzt, ausschließt. Balthasar sucht den Standpunkt Heideggers ernst, konstruktiv und kritisch in Rechnung zu ziehen. Seine Argumentation bewegt sich auf der Ebene der Analyse der Existenzweisen, indem er die Verwirklichung der menschlichen, der philosophischen und der christlichen/gläubigen Existenz und ihr Verhältnis auslegt und die folgenden drei, organisch zusammenhängenden existentiellen 12 VON Balthasar, H. U., Herrlichkeit. Eine theologische Ästhetik. III/1: Im Raum der Metaphy­sik, Einsiedeln 1965. 974, im Weiteren: TE III/1/2; TE III/2,969. 13 Heidegger, M., Einführung in die Metaphysik, in GS 40 (Hrsg, von Klostermann, V.). Frank­furt am Main 1983. 8-9, Nr. 5.

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