Folia Theologica et Canonica 7. 29/21 (2018)

Sacra theologia

DER PRIESTER IN DER ANZIEHUNG VON CHRISTUS 79 Nachricht, Wollust, Geld, Macht, Karriere) sehen, die Menschen, die ihren Gott als die sichere Stütze seines irdischen Lebens herumtastend, stolpernd suchen. Abschluss Der Mensch flüchtet einserseits eigentlich seit der Erbsünde vor seinem Schöp­fer, andererseits sucht er herumtastend den letzten Fels seines Daseins, seinen Gott. Der Priester, als der Mensch Gottes muss beide Tendenzen verstehen, so­wohl die Flucht als auch die Annäherung. Aber um sie verstehen zu können, muss er auch beide Verlangen erleben. Er muss erfahren, dass die Gottesnähe, das heisst die Welt des Glaubens im heutigen Europa nicht mehr zur objektiven Wirklichkeit der Gesellschaft gehört. Früher war jedoch der Glaube die all­gemeine, die Person vorangehend seiende, und die nahezu realste Wirklichkeit des alltäglichen Lebens, aus der sich die Person nur in ihrem Inneren, und durch grosse Anstrengungen herausreissen konnte. Heute ist die Situation um­gekehrt: die Wüste des Ohne-Gott-Seins, das heisst die Flucht bestimmt das Bewusstsein des Menschen, und darum muss ein ständiger Kampf geführt wer­den, damit Gott im alltäglichen Leben der Person auch nur für eine kurze Weile anwesend sein kann.29 Der Priester ist eine zu einer solchen Lebensform berufene und bestimmte Person, die diesen Kampf als Lebensberufung übernimmt, dass Gott - in Chris­tus, mit Christus und durch Christus - auf eine immer ständigere Art in seinem alltäglichen Leben anwesend sein kann. Damit er Christus, die Urwahrheit, Ur­­güte und die Urliebe, das heisst den Heiligen der Heiligen auf handlungsfähige Weise betrachten und in diesen die Person reinigenden und entfaltenden Bann­kreis auch seine Mitmenschen einschliessen kann. Eine der wirkungsvollsten Weise dieses Kampfes ist das Gebet, vor allem das schon früher erwähnte inne­re Gebet. Nur in diesem Heiligtum kann sich nämlich das Ich auf mysteriöse Art und Weise mit dem absoluten Ich treffen. Der letzte Ruf des Nicht-Fliehens des Priesters vor Gott ist heute vielleicht nicht die Bitte, die der die heilige Krankensalbung gerade empfangene Pascal hatte: Mein Gott, verlass mich nicht, sondern lieber dieser Seufzen: Mein Gott, erlaube nicht, dass ich dich verlasse.30 29 Vgl. Picard, M., Menekülés Isten elől [Flucht vor Gott], Nagyvárad-Kolozsvár 2015. 7-14. 30 Vgl. Halász, P., Áldott legyen az Isten, II. 116.

Next

/
Oldalképek
Tartalom