Folia Theologica et Canonica 7. 29/21 (2018)
Sacra theologia
DIALOGISCHE FREIHEIT ALS WEG ZUM VERSTEHEN DER THEO-DRAMATIK 109 Drittens: Weil innerhalb der trinitarischen Differenz der Sohn positiv als der andere des Vaters in Gott möglich wird, ist zugleich auch eine freie Schöpfung innerhalb dieser innertrinitarischen Beziehungswirklichkeit möglich, ohne dass Gott - hegelianisch - dadurch verendlicht wird. Denn nach Balthasar ist im Sohn als dem innergöttlich Anderen des Vaters das ganz Andere der Schöpfung „verortet“, so dass Gott gerade innerhalb seiner trinitarischen Beziehung die Wirklichkeit seiner Schöpfung mit echten Freiheiten selbst mit der Möglichkeit ihres Neins ermöglichen kann. Denn innerhalb seiner je größeren Beziehung zum Vater im Geist kann der Sohn in seiner Menschwerdung und Passion selbst die größtmögliche Distanz der sündigen Freiheit bis hinein in den Tod stellvertretend unterfassen14 und gerade so seine Sohnesbeziehung zum Vater hin eröffnen.15 Aus den innertrinitarischen Möglichkeiten Gottes heraus ergibt sich so eine christologische Heilsgeschichte, die es erlaubt, auch den (letzten) Sünder in der Vermittlung des Sendungsgeistes des erhöhten Herrn in die Gemeinschaft der trinitarischen Communio einzuführen.16 17 Dies eben ist möglich, weil die Schöpfung jenseits allen Pantheismus innerhalb der unendlichen Möglichkeiten der immanenten Trinität liegt, die von Gott selbst in ihrem Nein unterfasst und darum verantwortet werden kann. Darum ergibt sich für Balthasar genau hier auch die Option für seine Hoffnung auf Allerlösung.'7 Viertens und für die Theodramatik im Sinne einer Erlösungslehre entscheidend: Jesus Christus erscheint als der Raum der befreiten Freiheit, sofern er in seinem geschichtlichen Menschsein und seiner Sendung die innertrinitarische Sohnesbeziehung zum Vater übersetzt und so das geschöpfliche Abbild auf sein trinitarisches Urbild eröffnet, sodass in ihm endliche Freiheit schon im Raum der Geschichte an der göttlich-trinitarischen Qualität der Freiheit Teil bekommt. 14 Vgl. dazu Menke, K-H., Stellvertretung. Schlüsselbegriff christlichen Lebens und theologische Grundkategorie, Einsiedeln-Freiburg 1991. 15 Vgl. Krenski, Th. R., Passio Caritatis. Trinitarische Passiologie im Werk Hans Urs von Balthasars, Einsiedeln 1990. 16 Vgl. dazu Meuffels, H. O., Einbergung des Menschen in das Mysterium der dreieinigen Liebe. Eine trinitarische Anthropologie nach Hans Urs von Balthasar, Würzburg 1991. 17 Vgl. dazu Balthasar, H. U. v., Was dürfen wir hoffen, Trier 1989.2 Balthasar, H. U. v., Kleiner Diskurs über die Hölle, Ostfildern 1987.2