Folia Theologica et Canonica 6. 28/20 (2017)
SACRA THEOLOGIA - Mihály Kránitz, Spiritualität der Gemeinschaft und der Mission
SPIRITUALITÄT DER GEMEINSCHAFT UND DER MISSION 15 Die Missionstätigkeit verlangt, dass wir für die Nichtchristen oder die Mitglieder von anderen Religionen mindestens mit guter Absicht sorgen, weil das Heil auch von denjenigen erlangen werden kann, die ohne ihr Verschulden kein Mitglied der Kirche sind. Den früheren Jahrhunderten gegenüber formuliert das Zweite Vatikanische Konzil anscheinend ganz optimistisch, wenn es in seinen Dokumenten in mehreren Stellen erklärt, dass Gott Menschen, die das Evangelium ohne ihre Schuld nicht kennen, auf Wegen, die er weiß, zum Glauben führen kann,'* und der Heilige Geist allen die Möglichkeit anbietet, dem österlichen Geheimnis in einer Gott bekannten Weise verbunden zu sein."' Bei der Verkündigung des Evangeliums muss also in Rücksicht genommen werden, dass noch sehr viele über die befreiende und Heil bringende Lehre von Christus nicht gehört haben, aber mit guter Absicht leben und in ihrem Herzen die Gnade auf unsichtbare Weise wirkt. III. Die Mission und die neue Evangelisierung für die Übergabe des christlichen Glaubens Die Kirche rechnet auf die Missionare von heute, die nicht nur Priester, sondern auch von den getauften Gläubigen stammende Christen mit apostolischer Gesinnung sind. Gründlich müssen sich die Männer und Frauen vorbereiten, die an der missionarischen Tätigkeit und der Verkündigung des Evangeliums teilnehmen wollen. Wir dürfen uns weder in unserer Kirche noch in der Welt abschließen, sondern wir müssen jeden einzelnen Menschen mit den Augen von Christus sehen, besonders die unzählbare Menge, die über Christus noch nicht gehört haben. Das Gebet, die Zeugnisablage des Lebens sowie jede Form der Katechese und der Liebeshandlungen können die Quelle der apostolischen Tätigkeit sein, die Christus seinen Aposteln anvertraut hat, und die Kirche von heute sie inhaltlich in unveränderter, bezüglich ihrer Form aber erneuter Weise leisten will.4" Was bei den anderen Religionen gut und recht ist, das wird von 38 39 * Bonifaz VIII., das IV. Lateranische Konzil (1215), das Konzil von Florenz (1442) und auch noch das Konzil von Trient (1545-1563). 38 AG 7. 39 GS 22. Das Konzil macht auch noch das Zugeständnis, dass das ewige Heil sogar von denjenigen gelangen werden kann, die den unbekannten Gott in Schatten und Bildern sowie aus ehrlichem Herzen suchen und seinen im Anruf des Gewissens erkannten Willen unter dem Einfluß der Gnade zu erfüllen trachten. Das Dokument über die Kirche geht noch einen Schritt weiter, und seine optimistische Sichtweise auch auf diejenigen erstreckt, die „ohne Schuld noch nicht zur ausdrücklichen Anerkennung Gottes gekommen sind”, aber sie bemühen sich, nicht ohne die göttliche Gnade, ein rechtes Leben zu führen (LG 16). 411 Vgl. ReJemptoris missio, 71-76 (Jeder Laie ist durch die Taufe Missionar).