Folia Theologica et Canonica 4. 26/18 (2015)
SACRA THEOLOGIA - Hans Mendl, Wenn der Tod einbricht (...) Kinder, Gott und das Leid
WENN DER TOD EINBRICHT (...) KINDER, GOTT UND DAS LEID 59 der erscheint es als hilfreich, wenn sie auf gestalterische Weise, mit Zeichnungen und Installationen, die Emotionalität ihrer aktuell nicht verbalisierbaren Trauer ausdrücken können. Aber auch hier ist zu berücksichtigen, dass jeder Mensch und jede Gruppe anders trauert und deshalb die Angebote der Lehrenden nur als Vorschläge zu verstehen sind, die auch abgelehnt werden können. 3. Den Traditionsschatz des Christentums nutzen Das Christentum verfügt über einen breiten Schatz an Liedern, Ritualen, Liturgien, Gebeten und Symbolen, die in der Leidsituation aktualisiert werden können.45 Trauer beginnt mit der Klage: „Das Klagegebet ist die Sprache des Leidens und daher eine legitime Form, vor Gott zu treten und an seine Verheißung zu appellieren. Es ist Ausdruck eines großen Vertrauens, dass Gott uns nicht im Leid vergisst.“46 Auch die Psalmen bieten ein breites Angebot an menschlichen Einstellungen und Worten im Umgang mit der Erfahrung des Leids. Von besonderer Bedeutung sind christlich geprägte Symbole und Symbolhandlungen, mit denen der Hoffnung auf die Auferstehung ein Ausdruck verliehen werden kann: die Errichtung einer Trauerinsel, das Zeichnen von Hoffnungsbildern, das Entzünden von Kerzen, die Gestaltung individueller Symbole und Sätze im Rückgriff auf das im Traditionsschatz des Christentum Vorfindbaren, die Gestaltung von zielgruppenorientierten Trauer- und Beerdigungsliturgien. IV. Uns ALLEN BLÜHT DER TOD47 Es ist sicher eines der schwierigsten Themen nicht nur im Religionsunterricht, sondern im Leben: die Auseinandersetzung mit Tod und Leid, vor allem wenn beides unvermutet einbricht. Und trotzdem gehört das Thema unausweichlich zum Menschsein und muss deshalb verantwortlich bearbeitet werden. Denn der Tod ist ein Teil des Lebens: „Wenn man den Tod verstanden hat, wird man auch das Leben verstehen“48, meint die Hospizhelferin Tatjana Mayer. 45 Diatonisches Werk der EKD e.V. (Hrsg.), Wie Kinder trauern. Kinder in ihrer Trauer begleiten, Stuttgart o.J. (mit kommentierter Bibliographie). Deutscher Katechetenverein e.V. (Hrsg.), Katechese angesichts van Tod. Trauer und Verlust, München 1996. Referat Schulpastoral der Diözese Eichstätt (Hrsg.), Hilfen für den Umgang mit Todesfällen in der Schule, Redakteur: Hans S., http://www.bistum-eichstaett.de/schule/schulpastoral/ein-todesfalI [24.1.20171. Dock- ter, H., „Selig die Trauernden, denn sie werden getröstet werden“ (Mt 5,4). Aspekte christlichen Trostes im Umgang mit Tod und Trauer, Nettetal 2011. 46 Sauer, R., Kinder fragen nach dem Leid, 87; ähnlich Sauer, R., Kinderfragen nach dem I-eid, 113. 47 So der Titel eines Musicals von Peter Janssens aus dem Jahre 1979. Vgl. theologisch: Nocke, F-J., Liebe, Tod und Auferstehung. Die Mitte des christlichen Glaubens, München 2005. 48 Mendl, H., Helden auf Augenhöhe. Didaktische Anregungen zur Ausstellung und zur Datenbank „Local heroes", Winzer 2011.52f.