Folia Theologica et Canonica 4. 26/18 (2015)

SACRA THEOLOGIA - Hans Mendl, Wenn der Tod einbricht (...) Kinder, Gott und das Leid

WENN DER TOD EINBRICHT (...) KINDER, GOTT UND DAS LEID 57 besonders auch der Märtyrer, die für ihren Glauben das Leben gelassen ha­ben, kann die Frage nach den Wertigkeiten im Leben problematisieren. Wie menschliches Leid bewältigt werden kann, kann auch an „Local heroes“36 ge­lernt werden, also Helden des Alltags, die zeigen, dass man auch in unserer Ge­sellschaft den Aufstand gegen den Tod wagen und sich für Sterbende und Menschen in Not engagieren kann, oder auch an „Gebrochenen Biografien“, an denen deutlich wird, welch unterschiedliche Vorstellungen eines glücklichen Lebens es gibt. Auch Kinder- und Jugendbücher, die sich seit den 90er-Jahren des letzten Jahrhunderts vermehrt mit der Todesthematik beschäftigen, bieten sich als sensible Spiegelungsfolien an, durch die man Strategien und Argumente im Umgang mit dem Leid kennenlernen kann;37 gerade offen gestaltete Werke bieten die Möglichkeit, dass Kinder und Jugendliche sich hier selber mit ihren Deutungen einbringen und Leerstellen kreativ füllen. Für Jugendliche gibt es inzwischen zahlreiche ansprechende und herausfordernde Werke, die dem Thema Leid, Tod und Suizid nicht ausweichen, und die sich natürlich dann in besonderer Weise als Gesprächsstoff eignen, wenn sie als Verfilmung in die Kinos kommen.38 Und nicht zuletzt fordert auch die zunehmende interkulturelle und interreligiöse Perspektive in einer globalisierten Welt heraus: Wie verbin­den auch andere Religionen „Glaube, Gott und ein letztes Geleit?“39 4. Wenn der Tod einbricht 1. Als Erwachsener angemessen reden und handeln Alles hat seine Zeit - auch das Nachdenken um Begründungszusammenhänge, das Reifen am Leid und die Erleichterung nach einer Phase intensiver Krankheit. Leid bricht unmittelbar in die Schule ein, wenn ein Angehöriger der Schulge­meinschaft stirbt - ein Schüler, ein Lehrer oder auch Verwandte von Eltern und Kindern -, aber auch mittelbar, wenn alle von den medial verbreiteten Welt­katastrophen in Nah und Fern (Naturkatastrophen, Epidemie, Terrorakte, Flug­zeug- oder Fährunglücke) betroffen sind. In dieser Situation helfen zumeist nicht Worte, sondern erlebte Solidarität weiter, die, wie oben festgehalten wurde, 36 Vgl. das Internet-Projekt der „Local heros“: www.uni-passau.de/local-heroes; siehe auch: Mendl, H., Modelle - Vorbilder - Leitfiguren. Lernen an außergewöhnlichen Biografien, Stutt­gart 2015, bes. 93-126 (Helden auf Augenhöhe), 127-149 (Heilige und Märtyrer) und 233-244 (Gebrochene Biografien). 37 Vgl. Mendl, H„ Kinder, Gott und das Leid, 90-92. 38 Z.B. erweisen sich auch die je aktuellen Werke als herausfordernd, z.B. Magnis, E.M., Gott braucht dich nicht. Eine Bekehrung, Reinbek 2012. Green, J.. Das Schicksal ist ein mieser Ver­räter. Aus dem Englischen von Sophie Zeitz, München 2012 (ein Buch, das auch sehr eindrucks­voll verfilmt wurde). 39 Meyer, K., Glaube, Gott und letztes Geleit. Unterrichtsmaterial zu jüdischen, christlichen und muslimischen Bestattungen, Göttingen 2015.

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