Folia Theologica et Canonica 4. 26/18 (2015)

SACRA THEOLOGIA - Géza Kuminetz, Die Rolle des sakralen Ortes und der sakralen Gemeinschaft in der Pastoration

28 GÉZA KUMINETZ seinen Dienst, es totalisiert aber ist nicht totalitarisch. Dieser totalisierende Charakterzug soll übrigens den wesentlichen Teil aller Religionen bilden, was auf paradoxe Weise zwischen den einzelnen Religionen doch eher Toleranz als Krieg ergibt.15 Die katholische Kirche, sobald es möglich war, nahm neben dem Dienst der Wissenschaft16 rasch auch den Dienst der Künste in Anspruch, wir können heute sogar sagen, dass das Entwickeltsein der kirchlichen Künste ein bestimmter Gradmesser für die Tiefe des Glaubenslebens ist, das sein Ziel er­reicht, wenn „es durch das Werk die Nähe des Allmächtigen spüren lässt. Da­rum ist es wahr, dass die Kirche als Gebäude den Himmel erahnen lassen kann. Die richtige kirchliche Kunst ist Gottes Spiegel, von dem die Schrift sagt: „Gott ist Licht und in ihm ist keine Finsternis”.17 Deshalb wird die Kirche - weil sie Träger und Vermittler von neuer Nachricht ist - früher oder später selbst eine spezifische künstlerische Richtung schaffen (wie das schon auch durch ihre Ge­schichte bewiesen worden ist), die die Spiritualität des Zeitalters ausdrückt, rich­tiger gesagt, wie der katholische Mensch seinen Glauben in einem bestimmten Zeitalter interpretiert, und wie die Katholiker ihren Glauben erleben.18 Es scheint so. dass wir heute nicht über eine solche richtungsgebende kirch­liche Kunst sprechen können, nicht einmal über eine liturgische Kunst, bloss über eine Kunst in der Liturgie.19 Wir denken trotzdem, dass die Kunst, wenn auch nicht kanonisierend einen geschichtlichen Stil, aber falls sie ihre sakralen Wurzeln wiederfindet, wird einen Weg finden, der das Verhältnis zwischen der Natur und der Gnade, zwischen der Zeitlichkeit und der Ewigkeit, zwischen der Immanenz und der Traszendenz, sowie das Sehnen des Menschen nach Gott und sein in der Katholizität erfülltes Verlangen auf eine originellere Weise als je vermitteln wird. Falls die Künste die aesthetica perennis suchen und darstellen, erweist sich dann das als höchste Schönheit und Harmonie in der christlichen Anschauung, ihrer Sendung und gesellschaftlichen Verantwortung verpflichtet, die Politik zu beurteilen. Sie geben ihr Wesen auf, falls sie das versäumen. Die christusähnliche Sendung des Christentums erlaubt in dieser Frage keine Erwägung. Das Allgemeingut und die Moral, diese zwei, die von der Politik berührt sind, erwarten von der Kirche eine prompte Antwort. (...) Diese Einmi­schung ins Leben der Gesellschaft bedeutet nicht, dass die Kirche an der Politik teilnimmt”. Vgl. Dávid, K„ Kereszténység és kultúra [Christentum und Kultur!, Budapest 2004. 52. 15 Wir bemerken, dass die Religionskriege nicht durch die Religionen als Religionen begonnen worden sind, sondern die politischen Kräfte haben auf frevelhafte und niederträchtige Weise diese Kriege benutzt, um ihre Ziele erreichen zu können. 16 Vgl. Schütz, A. A hittudomány jelen fázisa és föladatai [Die gegenwärtige Phase der Glaubens­wissenschaft und ihre Aufgaben], in Őrség [in der Zeitschrift Wache], Budapest 1936. 128-129. 17 Vgl. Jajczay, J., Mai magyar egyházművészet [Ungarische kirchliche Kunst von heute] (Buda­pest, ohne Jahreszahl) 13. 18 Vgl. Jajczay, J., Mai magyar egyházművészet, 11, 13, 14. 19 Vgl. Vanyó, E., Ars sacra-Ars liturgica a 20. században [Ars sacra-Ars liturgica im 20. Jahr­hundert] (Seminarium Centrale Budapestinense 2), Budapest 1994.6-7.

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