Folia Theologica et Canonica 3. 25/17 (2014)

SACRA THEOLOGIA - Krisztián Vincze, Praeambula F idei anhand der Phänomenologie - Eigenschaften und Zentrale Gedanken der Religionsphilosophie Bernhard Weltes

PRAEAMBULA FIDEI ANHAND DER PHÄNOMENOLOGIE... 87 gionsphilosophie reflektiert werden, weil die unreflektierte Unmittelbarkeit des religiösen Lebens auch gefährlich werden kann. Auf der anderen Seite ist wich­tig, dass die Religion immer ihrer Wesen entsprechend bleibe, und dies darf nie von der Philosophie oder von irgendwelchen Philosophien übersehen werden. Eine authentische Religionsphilosophie muss auch die Eigenschaft der Verhal­tenheit besitzen, die sich dessen bewusst ist, dass das Sein der Seienden sich auf unerschöpfliche Weise auftut, demnach können die echten philosophischen Gedanken nie definitiv abgeschlossen werden; „wirkliche philosophische Ge­danken sind nie ganz überholt, sie sind aber auch nicht ganz fertig“13. Die Reli­gionsphilosophie braucht die Phänomenologie, um die Elemente und das We­sentliche aus der Religion zum Vorschein zu bringen. Der Mensch ist der von der Religion Angesprochene, der von dem Kult, von dem Gebet, von dem Glau­ben der Gläubigen, von der Verkündigung angesprochen wird. Die Aufgabe der Religionsphilosophie ist zu analysieren, wer und was im Medium des Ange­sprochenseins spricht, hört und lautet. In diesem Zusammenhang ist nützlich einen Blick darauf zu werfen, was für eine Grundidee Bernhard Welte in seiner Habilitationsschrift setzte. Diese Ar­beit wurde im Jahre 1945 abgeschlossen, und sein Titel lautet: Der philosophi­sche Glaube bei Karl Jaspers und die Möglichkeit seiner Deutung durch die thomistische Philosophie. Aus dem Titel kann man sofort herauslesen, dass Welte in Jaspers die Möglichkeit erblickte, den Sinn der alten - und für den heutigen Menschen vielleicht als spröde scheinenden - Texten von Thomas durch einen Philosoph des 20. Jahrhunderts zu interpretieren und zu neuem Leben erwecken zu können. Jaspers gegenüber ist er dankbar, weil seine Philo­sophie, seine Existenzerhellung, die in dem Menschen liegenden Voraussetz­ungen des Glaubens aufdeckt. In dem Menschen liegt ein Bezug zur göttlichen Transzendenz, der vor allem in der Analyse der Grenzsituationen ertappt wer­den kann und er bewährt sich als „ermöglichender Grund“ der echten „Gestalt des Glaubens“14. Jaspers Philosophie fügt sich in die Rahmen der philosophi­schen Gedanken der neuerer Zeit ein, für die eindeutig die Tendenz typisch ist, sich zu der Tiefe des-Menschenwesens und seines Seinsvollzugs zu wenden. Welte studiert also Jaspers, weil bei diesem die erschlossene Tiefe der menschli­chen Existenz und die in ihr geborgene Möglichkeit des philosophischen Glau­bens als Vorraum des offenbarten Glaubens betrachtet werden kann. Natürlich werden die Philosophie von Jaspers, z. B. seine Gedanken bezüglich Transzen­denz und Chiffre, von Welte nicht nur einfach nachbildend übernommen, son­13 Vgl. Welte, B., Religionsphilosophie, in Religionsphilosophie, in Zur Frage nach Gott, III/l. 17-236,26. 14 Welte, B., Der philosophische Glaube bei Karl Jaspers und die Möglichkeit seiner Deutung durch die thomistische Philosophie, in Denken in Begegnung mit den Denkern, III (Gesammelte Schriften II/3), Freiburg im Breisgau 2008. 17-291, 23.

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