Folia Theologica et Canonica 3. 25/17 (2014)

SACRA THEOLOGIA - Imre Kocsis, Der Einfluss von Dan 7 auf die Johannes-Offenbarung

36 IMRE KOCSIS 7,11). Deshalb ist es gut verständlich, dass das Meer in der Apokalyptik zum Ort der anti-göttlichen Mächte wurde (vgl. 4Esd 11,1; 13,1). Wir dürfen indessen nicht unbeachtet lassen, dass hinsichtlich des Ursprungs des Tieres in Offb 13 ein neues Detail zu entdecken ist. Am Ende des vorigen Kapitels steht: „Und der Drache trat an den Strand des Meeres.” Danach folgt das Auftreten des Tieres. Der Drache ist es, der das Tier aus dem Meer hervor­ruft. Das Tier steht also im Dienst des Drachen. Panther - Bär - Löwe ( 13,2): Diese Tierarten finden sich auch in Dan 7,1-8, wo sie nacheinander folgende Weltreiche symbolisch darstellen: der Löwe (das babylonische Reich) - der Bär (Medien) - der Panther (Persien) - ein nicht identifiziertes Tier (das griechisch-makedonische Reich). In Offb 13,1-8 han­delt es sich um ein einziges Tier, das Züge der eben genannten Tiere trägt. So wird es eindeutig, dass die hier vorgestellte Gestalt alles enthält, was die vier Tiere in Dan 7 symbolisieren. Offenbar geht es auch in Offb 13 um ein nach universaler Herrschaft trachtendes Weltreich, nämlich um das römische Reich. Zehn Hörner und sieben Köpfe (13,1): Das Motiv der zehn Hörner kommt auch in Dan 7,7 bezüglich des vierten Tieres vor. Auch die sieben Köpfer kön­nen mit dem Text von Daniel in Zusammenhang gebracht werden. Vom Pan­ther bzw. Panthergleichen liest man, dass er vier Köpfe besitzt. Die anderen Tiere haben je einen Kopf. Wenn wir das alles zusammenrechnen, bekommen wir die Zahl sieben. Jedoch muss man anerkennen, dass Dan 7 nicht der einzige und nicht der wichtigste Vergleichspunkt ist. Die Züge „sieben Köpfe und zehn Hörner” begegnen auch in der Darstellung des Drachen. Das Tier kann al­so als irdischer Repräsentant des Drachen betrachtet werden. Es wurde ihm ein Maul gegeben, das große Worte und Lästerungen redete (13,5): Ähnliche Formulierung findet sich in Dan 7,8.11.20. Sie bezieht sich auf den Seleukidenkönig Antiochus IV. Epiphanes bzw. auf seine Lästerungen gegen Gott und gegen die von Gott gesetzte Ordnung (Dan 7,25; IMakk 1,24). Demzufolge wird das Tier in Offb 13,1-8 als ein Nachkomme des vierten Tie­res vorgestellt. Es setzt sich Gott entgegen und erhebt sogar den Anspruch, selbst Gott zu sein. Es besteht kein Zweifel darüber, dass die Beschreibung sich auf den Kaiserkult bezieht. 42 Monate ( 13,5): Die Zeitangabe hat eine bestimmte Parallele in Dan 7,25, wo die Auslieferung der Heiligen so bestimmt ist: „für eine Zeit und zwei Zei­ten und eine halbe Zeit”. Diese Zeitspanne, die dreieinhalb Jahren entspricht, dürfte sich auf die Zeit von der Entweihung des Tempels bis zu seiner Neuwei­he beziehen.19 Weil aber der entweihte Zustand des Tempels nicht ganz genau dreieinhalb Jahre, sondern nur drei Jahre und zehn Tage (15. Kislev 167 - 25. Kislev 164 V. Chr.) dauerte, ist eine symbolische Interpretation auch nicht aus­19 Vgl. Delcor, M., Le livre de Daniel, Paris 1971. 161. Koch, K., Das Buch Daniel (Erträge der Forschung), Darmstadt 1980. 145-148.

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