Folia Theologica et Canonica 2. 24/16 (2013)
SACRA THEOLOGIA - Mihály Kránitz, Die Wirkung von Papst Franziskus: Eine geistliche Erneuerung in der sich verändernden Welt
DIE WIRKUNG VON PAPST FRANZISKUS: EINE GEISTLICHE ERNEUERUNG... 37 lichkeit sozusagen schreiend (l’urgence est criante), denn hierzu gehören auch die Eineitemfamilien, die Kinderflüchtlinge und die Waisen. Und der dritte Bereich ist der „Aufbau der Gemeinschaft”, die auch die Kraft der Zivilgesellschaft und den Dialog auch über die Grenzen ermöglicht.51 Der Papst belässt es in seinem Apostolischen Schreiben, weitgehend bei der elementaren und engagierten Anklage; „Evangelii gaudium”, ist keine Sozia- lenenzyklika. Seine Aussagen zu einer angemessenen Wirtschaftsordnung (etwa die Absage an die „absolute Autonomie der Märkte, EG 202), entsprechen dem Mainstream der kirchlichen Sozialverkündigung.52 Papst Benedikt legt in seiner Enzyklika Caritas in verdate den Akzent der christlichen Verantwortung auf das Vertrauen und auf die Hoffnung, denn die Kirche kann nur auf diese Weise verantwortungsvoll den neuen vorgeschlagenen Reiseplan formulieren: „In dieser eher zuversichtlichen als resignierten Grundhaltung müssen die Schwierigkeiten des gegenwärtigen Augenblicks in Angriff genommen werden.”53 Papst Benedikt in seiner Botschaft für die Fastenzeit 2013,54 kurz vor seinem Rücktritt hat noch einmal für das laufende Jahr des Glaubens, die Art der Verbindung der zwei theologalen Tugenden, Glauben und Liebe zusammengefasst. Der Glaube ist Antwort auf eine Begegnung mit der Liebe und Freundschaft Gottes, und echter Glaube wird wirksam in der Nächstenliebe.55 Diese konkrete Ausprägung des Glaubens übt dann ihre Wirkung unter den Menschen aus. Der Heilige Vater sieht eine der Daseinsbedingungen der Existenz der Kirche im II. Vatikanischen Konzil. Das Konzil hat sowohl für die Kirche als auch für die Welt Hoffnung ausgestrahlt. Es hat seinen Platz in der Welt richtig erkannt, und sogar mit den Vertretern der Kultur und des geistigen Lebens konnte es einen Dialog anregen. Diese Erneuerung (aggiornamento) bedeutete im Konzil die Pastorale Konstitution Gaudium et spes, die von Papst Johannes Paul II. „wieder gelesen hat” (Redemptor hominis, 1979), und die als die Grundgabe des christlichen Geistes (Spe salvi, 2007) von Benedikt XVI. der Kirche und der Welt aufgewiesen hat. Papst Franziskus sieht die Erneuerung der Welt sanftmütig aber trotzdem entschieden in der christlichen Hoffnung, die der sich nach dem Guten, Schö51 Goulard, S., Recommencer l’Europe, in Études ( janvier 2014) 16. 52 Ruh, U., Papst Franziskus, Plädoyer für Evangelisierung, in Herder Korrespondenz (Januar 2014)8. 53 Caritas in verdate (2009) 21. 34 Die Botschaft ist vom 15. 10. 2012 datiert. Vgl. http://www.vatican.va/holy_father/benedict_ xvi/messages/lent/documents/hf_ben-xvi_mes_20121015_lent-2013_ge.html (Zeitpunkt der Forschung: 24. Januar 2014). 35 Vgl. Weimer, L., Das Ja des Glaubens. Was Benedikt XVI. den Glauben aus- und lebendig macht, in Voderholzer, R.-Schaller, Ch.-Heibl, F. X. (Hrsg.), Mitteilungen Institut Papst Benedikt XVI. Regensburg 2014. 52.