Folia Theologica et Canonica 2. 24/16 (2013)

SACRA THEOLOGIA - Mihály Kránitz, Die Wirkung von Papst Franziskus: Eine geistliche Erneuerung in der sich verändernden Welt

DIE WIRKUNG VON PAPST FRANZISKUS: EINE GEISTLICHE ERNEUERUNG... 3 1 Die Mehrheit der Europäer akzeptiert „den Glauben an Gott und in verschie­denen Phasen ihres Lebens setzt sie mit der institutioneilen Kirche in Verbin­dung, hauptsächlich in Krisensituationen”. Dieses Verhalten wird durch den Ausdruck „believing without belonging” („glauben ohne Zugehörigkeit”) zu­sammengefasst. Die Situation der institutioneilen Kirche ist darum äusserst komplex. Sie übt einen - indirekten oder direkten - Einfluss auf das personelle und gemeinschaftliche Leben aus. In diesem Sinne kann der Begriff „erset­zende Religion” (vicarious religion) verwendet werden.26 Im letzten halben Jahrhundert ist eine Verschiebung von der Kultur der Pflicht/Verpflichtung gegen die Konsumkultur/die Kultur der Wahl zu erfah­ren. Das Pflichtgefühl des Kirchenbesuchs hat beinahe aufgehört, und die Er­füllung von anderen Pflichten steht auch nicht an erster Stelle.27 IV. Die Sendung des christlichen Geistes bei der Erneuerung der Gemeinschaften Die Offenbarung, die ihre Wirkung nicht mehr auf die säkularisierte Kultur ausübt, kann nicht von der europäischen Kultur getrennt werden. Gottes Wort (Dei verbum) dient der Entfaltung der Person nicht als eine von aussen darauf­gesetzte Norm, sondern es will die grundlegendsten Sehnsüchte des menschli­chen Individuums - sein Glücksbedürfnis sowie die Vollentfaltung seines Le­bens - erreichen'28 29 Papst Benedikt XVI. hat in seinem Nachsynodalischen Apostolischen Schreiben Verbum Domini erklärt, dass wegen der Komplexität der gegenwär­tigen Situation neue Lösungen notwendig sind, damit wir Gottes Wort wirk­kräftig mitteilen können. Das Zeugnis soll diesem Wort Glaubwürdigkeit ver­leihen - formuliert der emeritierte Papst -, damit es nicht wie eine schöne Philosophie oder eine Utopie erscheint, sondern vielmehr als eine Wirklichkeit, die man leben kann und die leben läßt.2'* Nach der Meinung von Papst Benedikt müssen vor allem die kommenden Generationen in das Wort Gottes eingeführt werden durch die Begegnung und das authentische Zeugnis des Erwachsenen, 26 Davie, G., Religion in 21st-Century-Europe: Framing the Debate, 282. 27 Davie, G., Religion in 2lst-Century-Europe: Framing the Debate, 283. 28 Theobald, Ch., La récomposition du catholicisme européen en débat. Prospective d’un théolo­gien, in Revue Theologique de Louvain (RTL) 44 (octobre-décembre 2013) 494. Vgl. Dei ver­bum 2. 29 Vgl. Benedikt XVL, Verbum Domini 97 (2010). Vgl. http://www.vatican.va/holy_father/bene dict_xvi/apost_exhortations/documents/hf_ben-xvi_exh_20100930_verbum-domini_ge.html (Zeitpunkt der Forschung: 22. Januar 2014).

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