Folia Theologica et Canonica 2. 24/16 (2013)

SACRA THEOLOGIA - Zoltán Rokay, Die „Religionsphilosophie” Johann-Gottlieb Fichtes. Ihre Hintergründe und ihre Aktualität

DIE „RELIGIONSPHILOSOPHIE” JOHANN-GOTTLIEB FICHTES 121 Gültigkeit zuschreibt (...)” Dass Fichte von der Welt dasselbe sagt, ändert kaum etwas an der Sache. All dies geschieht im Namen der Überwindung von „Ding an sich”, der „Dreiviertelköpfigkeit” Kants, indem man das Ich zu einziger Substanz, und gleichzeitig zum „Schöpfer des Himmels und der Erde”, und Gottes (also von allem „Nicht-Ich” deklariert). Fichte hat durchge­hend über die Aphorismen Platners Vorlesungen gehalten. Etwa um dieselbe Zeit, wo er seine Lehrtätigkeit in Jena (nach seiner Berufung anhand der Offenbarungsschrift) begonnen hat, und noch vor dem Ausbruch des Atheis­musstreites. Darin haben wir interessante Anspielungen, die den sonstigen Aussagen Fichtes entsprechen. So ist er der Meinung, „der einige Weg die Menschen zum Glauben zu bringen, ist (...) der, sie zur Tugend zu bringen. - K(ant) u(nd) L(uther)”.91 92 Er hat Kant schon in seinen Schriften über die franzö­sische Revolution (diesmal absichtlich anonym herausgegeben) neben Jesus und Luther gestellt” als „Schutzgeister der Freiheit”. - Es ist nicht weniger interessant, worin Fichte Platner kritisiert, und welche Aussage er einerseits in dem Sinne der geistigen Heimat der Offenbarungsschrift formuliert, und in Richtung des Grundes unseres Glaubens weisend, als Konsequenz der Ich- philosophie aufstellt: „Platner hat die ganze Frage falsch gestellt. Nicht aus der Welt sondern aus uns geht die Gottheit hervor.”93 Im Stile der Aufklärung kommt Fichte zur Behauptung: „Wer zu arbeiten hat, soll nicht beten: das erste ist eher als das letztere”.94 (Was uns an die „Religion” innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft von Kant erinnert). Fichte identi­fiziert hier die Religion nicht unbedingt mit der Moral. Er sagt: „die Summe aller Religion ist theoretische und praktische Bildung der Vernunft.”95 Ähnlich wie seinen Gegnern in dem Atheismusstreit Fichte zuruft, ihr Gott sei ein Götze,96 behauptet er auch in den Vorlesungen zu Platners Aphorismen: „Nur der moralischgesinnte glaubt an Gott; der unmoralische hat nur einen befühlten Götzen.”97 Das war der Standpunkt Fichtes als der sog. „Atheismusstreit” aus­brach. 91 GA II, 4. 301. 92 Wilms, B. (Hrsg.), [Fichtes] Schriften zur Revolution, Köln-Opladen 1967. 137. 93 GA. II, 4. 288. 94 Ebd. 305. 95 Ebd. 312. 96 Fichte, J. G., Appellation an das Publicum, in Fichtes Werke in 6 Bänden, Leipzig 1922. III. 180. 97 GA. II, 4. 304.

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