Folia Theologica et Canonica 2. 24/16 (2013)
SACRA THEOLOGIA - Zoltán Rokay, Die „Religionsphilosophie” Johann-Gottlieb Fichtes. Ihre Hintergründe und ihre Aktualität
FOLIA THEOLOGICA ET CANONICA (2013) 99-130 Zoltán Rokay DIE „RELIGIONSPHILOSOPHIE” JOHANN-GOTTLIEB FICHTES. IHRE HINTERGRÜNDE UND IHRE AKTUALITÄT I. Die Hintergründe der Aussagen Fichtes über Gott, Religion und Kirche; II. Das „Kanterlebnis” (1790) und um ihm herum; III. Die Predigten; IV. „Über die Absichten des Todes Jesu”; V. Der „Versuch einer Kritik aller Offenbarung” (1791-1792); VI. Die „vielfache Darstellung” der Philosophie Fichtes: zwischen Offenbarungsschrift; VII. „Über den Grund unseres Glaubens an eine göttliche Weltregierung”; VIII. Die Aktualität der Äuberungen Fichtes über Gott, Religion und Kirche; Rückblick - Ausblick Zum zweihundertfünfzigsten Geburtstag von Johann-Gottlieb Fichte (2012) hat die Bayerische Akademie der Wissenschaften, nach fünfzig Jahren Arbeit die zweiundvierzig Bände zählende kritische Fichte-Ausgabe abgeschlossen. Eine alles übertreffende Leistung. Neben den gedruckten Schriften Fichtes sind dadurch die nachgelassenen Werke, Vorlesungsmitschriften, Briefwechsel und Zeugnisse der Zeitgenossen zugänglich geworden. „Spiritus rector” dieses riesigen Unternehmens war Professor Reinhard Lauth, der inzwischen gestorben ist, und den ich auch das Glück hatte damals kennengelernt zu haben. Manche meinen, die wissenschaftlich authentische Fichte-Forschung und „Fichte-Interpretation” kann erst jetzt aufgrund dieser Ausgabe beginnen. Das mag wohl stimmen, nur muss man vorsichtig sein und nicht sämtliche Gedanken Fichtes aus den Dokumenten über sein Privatleben ableiten wollen, vor allem da diese oft tendenziös sind. Die Fichte-Sekundärliteratur hat immer ein großes Interesse für seine sog. „Religionsphilosophie” gezeigt.1 Die Frage ist selbstverständlich immer, was man unter „Religion” versteht und inwiefern sich die aufgestellten Behauptungen aus den Quellen nachweisen lassen. Dabei sollte man bei der Bewertung des „Atheismusstreites” und der „späten Schriften Fichtes” vorsichtiger Vorgehen und sich dabei von den Pauschalurteilen hüten. Allein schon die Aufteilung: „früher” und „später” Fichte scheint willkürlich zu sein. Auch die Rolle der Religionsphilosophie Kants in der Entwicklung des religiösen Gedankens und der Religionskritik bei Fichte dürfte nicht überdimensioniert werden. Stattdessen wäre es eher angebracht sich der geistesgeschichtlichen Hintergründe seiner Gedankenentwicklung bewusst zu werden, und daraus Schlüsse Vgl. Baumgartner, H. M. - Jacobs, W. G., Fichte-Bibliographie, Stuttgart-Bad Cannstatt 1968.