Folia Theologica et Canonica 1. 23/15 (2012)
SACRA THEOLOGIA - Géza Kuminetz, Die Tugend des Gehorsams als Grundlage des klerischen das Heißt des kanonischen Gehorsams
62 GÉZA KUMINETZ Schluss Die bisherigen zusammenfassend müssen wir feststellen, dass Gehorchen und Befehlen einander bedingende Kategorien sind, deren Grund die menschliche Natur ist, die sich durch die wahre Autorität veranlasst zu einem wirklich freien, reifen und verantwortungsvoll entscheiden könnenden Wesen entwickelt. Das Gehorchen, genauer gesagt die gehorsame Gesinnung spielt unter anderem die Hauptrolle, dass unser Charakter fest und zur gleichen Zeit entsprechend elastisch wird, damit unsere Christus-ähnlichen Züge entstehen können. Das wahre Gehorchen ist keine Ergebung oder Unterwürfigkeit, kein Schmeicheln, keine Heuchelei, keine reine Gewohnheit sondern eine verantwortungsvolle Entscheidung. Das Motiv des Gehorsams kann die Furcht sein (Strafe, materielle Schäden, der Verlust des Wohlwollens der für uns bedeutender Persönlichkeit usw.), aber „der Grund für das wirklich wertvolle Gehorsam ist die Erkenntnis, dass wir mit der Annahme des Befehls einen größeren Wert verwirklichen und in unserem persönlichen Wert wachsen. Wer dem Befehl freiwillig unterwirft, macht das entweder darum, weil er für die Person des Befehlenden Ehre und Liebe fühlt, oder sich vor seiner Autorität beugt, oder er findet im Interesse des Wohlstandes der Gemeinschaft für richtig, dass eine einzige Person anordnet. Der freiwillige Gehorsam bedeutet stets eine Anknüpfung an einen Wert von höherem Range, und dadurch werden das Selbstbewusstsein und die persönliche Selbstachtung des Menschen erhöht“.131 Die gehorsame Gesinnung reift den Verstand, denn sie liefert für die Kenntnis und die fehlerlose Erfüllung des göttlichen Willens Beweis; sie liefert für die göttliche Hilfe Beweis (Ich werde immer mit dir sein /Is 3,12/), und sie liefert auch für das Ergebnis Beweis, weil „Gott, bei denen, die ihn lieben, alles zum Guten führt, auch dann, wenn sich der Vorgesetzte geirrt hat. Die gehorsame Gesinnung reift den Willen, weil sie Quelle der wahren Freiheit ist. Nichts macht einen eher einen Sklaven, als die Ausbreitung des falschen und selbstsüchtigen Willens in der Seele; die gehorsame Gesinnung ist auch eine Quelle der Kraft, weil sie die Seele heroisch macht, schließlich ist sie auch eine Garantie für die Beständigkeit im Guten. Der Gehorsam hält letzten Endes auch für das Herz Vorteile bereit: er ist die Quelle sowohl des persönlichen als auch des gesellschaftlichen Friedens; er ist ein großer Ordner, denn er legt alles an seinen Platz. Der Befehl des Vorgesetzten ist gerecht und billig, und der Untergebene erfüllt ihn bereit. Er gibt auch dem Gewissen Ruhe, da man über den gesetzlichen Befehl mit Recht denken kann, dass er richtig war.132 Das Gehorchen und 131 Vgl. Borbély, K., A keresztény életalakítás elmélete [Die Theorie der christlichen Lebensgestaltung], Pannonhalma 2009. 199. 132 vg[ Royo Marin, A., Teológia dellaperfezione cristiana, 692-693.