Folia Theologica et Canonica 1. 23/15 (2012)

RECENSIONS

RECENSIONS 283 Greiner, M., Gottes wirksame Gnade und menschliche Freiheit. Wieder­aufnahme eines verdrängten Schliisselprohlems, in Pröpper, Th. (Hrsg.), Theologische Anthropologie, II. 1351-1436 (Das Werk ist bei Herder er­schienen, 2011 und zählt in zwei Bänden 1534 Seiten. Im Jahre 2012 ist schon die zweite Auflage erschienen) Im zweiten Band seines imposanten Werkes kommen auch die Mitarbeiter Pröppers zum Wort. Ich möchte von ihren Aufsätzen bloß den obengenannten kurz besprechen. Der Autor stellt gleich am Anfang (Fußnote 4) fest: „Dieses Kapitel ist zu lesen als ein erster, einstweilen schon einmal in die Öffentlich­keit tretender Ertrag einer Dissertation, die ich in Kürze fertigzustellen und vorzulegen hoffe: M. Greiner, Unerledigter Gnadenstreit.“ Es stellt sich natür­lich die Frage, ob man unter diesen Umständen einen Sinn hat, eine Rezension - auch wenn eine ganz kurze zu schreiben? Der vorliegende Aufsatz versucht „die größte, innerkatholische Kontroverse“ (wie sie H. Jedin auch nennt) auf­zurollen, und dabei Schwerpunkte zu setzen. Mich hat die Anführung der Defi­nition von Jedin deswegen betroffen, da ich in meinen Schriften über den Gna­denstreit (Banez, Molina, Zumel) auf dieselbe Stelle berufe. Es gibt auch einen weiteren Punkt, in dem ich das Schicksal derer teile, welche sich mit dieser Kontroverse beschäftigen: als meine Publikationen über diese Frage erschienen sind - denen eine langjährige Forschung vorausging - hat man behauptet, es sei ein Stück Dogmengeschichte, aber ohne Relevanz für die Gegenwart. Nun weist Greiner, auch auf die Vorgeschichte der Kontroverse reflektierend darauf hin, dass die Frage Gnade-Freiheit, Gottes Allwissenheit-menschliche Entschei­dung, nach wie vor aktuell ist. Das Problem wurde nicht gelöst, nur verdrängt. Es spricht für den Papst, dass er in dieser Frage, welche schliesslich ein Myste­rium ist, keine Entscheidung getroffen hat (wie ich damals auch behauptet habe, dass die ganze Kontroverse eigentlich aus dem Mysterium-charakter der Frage, „ex natura rei“-folgt). Dabei mögen natürlich auch kirchenpolitische Erwägun­gen mitgespielt haben (z.B. meines Erachtens spricht dafür auch die Tatsache, dass das „Specimen Bullae“ der geplanten päpstlichen Entscheidung sich in gleicher Fascikel befindet mit einer Anzeige bezüglich des chinesischen Ritus). Interessant ist die Einsicht Greiners, dass der Standpunkt der Dominikaner (praemotiophysica) aus der I. Via des Hl. Thomas folgt: „Quidquidmovetur, ab aliomovetur“, was bei Suarez eine gewisse Kritik erfahren hat. Statt vorschnel­len Behauptungen, sollte man die Aufmerksamkeit auf eine immer präzisere Formulierung richten (- das können wir von den Teilnehmern und dem Gang der Kontroverse lernen! - Z. R.) und die ganze Frage in eine eschatologische Beleuchtung rücken. Wir sind auf die angekündigte Publikation von Greiner gespannt. Ich möchte bis dahin zwei Publikationen empfehlen: Klaus Reinhardt, Pedro Luis SJ (1538— 1602) und sein Verständnis der Kontingenz, Praescienz und Praedestination.

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