Folia Theologica et Canonica 1. 23/15 (2012)

IUS CANONICUM - Joseph Gehr, Die Förderung der affektiven Reife in der Seminarausbildung. Eine unerlässliche Voraussetzung zur Vorbereitung auf das zölibatäre Leben des Priesters

DIE FÖRDERUNG DER AFFEKTIVEN REIFE IN DER SEMINARAUSBILDUNG 245 Bedeutung in der Seminarausbildung durchaus erkannt ist, dessen Umsetzung im Alltag jedoch zu wünschen übrig lässt. Die Erziehung zur affektiven Reife ist ein wesentlicher Teil der menschlichen Bildung, die im Verlauf der priester- lichen Formung zu leisten und im Rahmen der nach „Pastores dabo vobis“ vier­dimensionalen Ausbildung anzugehen ist. Es wird sich lohnen, an dieser Stelle in der Praxis der Priesterausbildung nachzubessern, um die Basis für ein gelin­gendes eheloses Leben erneut zu sichern und zu gewährleisten. Da es die Le­bensform Jesu Christi des Hohenpriesters ist, die im Verlauf der Jahrhunderte das katholische Priestertum geistlich beflügelt hat und psychologisch gesehen keineswegs anderen Lebensmodellen unterlegen ist70, lohnt es sich, keine An­strengung zu scheuen, diese Form der besonderen Christusnachfolge erneut zu stützen und ins rechte Licht zu rücken. Gottes Gnade muss das Werk der Aus­bildung vollenden. Das Charisma der priesterlichen Ehelosigkeit ist im Letzten ein Geschenk, das durch die betende Erwartung der gesamten Seminargemein­schaft, deren höchstes Vorbild die mit der Mutter des Herrn im Abendmahlsaal versammelten Apostel sind, erfleht und von Gott gewährt wird71. 70 Vgl. Bonelli, R., Ein Plädoyer für den Zölibat aus Sicht der Psychologie, in Die Tagespost Nr. 121 (vom 11. Oktober 2011), 9. 71 Vgl. Piacenza, M„ Laformazione affettiva al sacro celibato, 29-31.

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