Folia Theologica et Canonica 1. 23/15 (2012)
SACRA THEOLOGIA - Géza Kuminetz, Die Tugend des Gehorsams als Grundlage des klerischen das Heißt des kanonischen Gehorsams
FOLIA THEOLOGICA ET CANONICA I (2012) 19-65 Géza Kuminetz DIE TUGEND DES GEHORSAMS ALS GRUNDLAGE DES KLERISCHEN DAS HEIßT DES KANONISCHEN GEHORSAMS* Einführung; I. Die Tugend des Gehorsams und seine Stelle unter den Tugenden, 1. Die mit dem Gehorsam verwandten Tugenden, 2. Das Verhältnis zwischen Gehorsam und Freiheit, 3. Die Erziehung zum Gehorsam, a. Im Allgemeinen, b. Der Gehorsam spezifisch: die Erziehung zum Gehorsam im Seminar und im Leben der Priester; II. Der Gehorsam im Lichte des kanonischen Rechtes, 1. Der kanonische Gehorsam der Kleriker, a. Die Quelle des kanonischen Gehorsams, b. Ehre, Gehorsam und Zur-Verfügung-Stehen, á. Ehre und Gehorsam, ä. Das Zur-Verfügung-Ste- hen, c. Einheit und Zusammenarbeit, d. Residenzpflicht; III. Gehorsamsgelübde der Ordensleute; IV. Das Problem des Gehorsams und der Gewissensfreiheit; Schluss Einführung Bezüglich des Gehorsams ist es unsere erste Bemerkung, dass er sowohl von den Befehlshabern als auch von den Untergebenen oft missverstanden beziehungsweise missgebraucht wurde, nicht nur in der Kirche sondern auch im Staat. Dieser Charakterzug lässt vermuten, dass die Tugend des Gehorsams und des Befehlens nur in manchen Leuten zu einer wahren Schöpfungskraft und Kunst geworden ist (ars oboediendi et imperandi). Beim Hören des Wortes Gehorsam entstanden im Bewusstsein des Durchschnittsmenschen, des Durchschnittsgläubigen solche Assoziationen, die ahnen lassen, dass der Gehorsam sozusagen ein Antipode der menschlichen Freiheit ist, also man darf ihm keinen Raum gewähren. Das will einen der Dämon der Oberflächlichkeit glauben machen. Demgegenüber besteht die Wahrheit darin, dass der Gehorsam nicht dazu berufen ist, den menschlichen Willen zu brechen,1 sondern er möchte ihn fähig machen, den Idealen, dem Willen Gottes und dem Wohl der Gemeinschaft dienen zu können. Der Gehorsam ist also auf keinen Fall „ein ertragener Zwang oder ein passives Untergeben sein, sondern ein freies Anschmiegen an Gottes Willen, der noch in Mysterium eingehüllt ist, * Diese Studie wurde durch das Forschungsprogramm von OTKA K 76782 gefördert. Diese Arbeit ist eine erweiterte Fassung des Vortrags, der vom 24. bis zum 26. Januar 2009 an der von Theologische Fakultät der Katholischen Universität Péter Pázmány) organisierten Konferenz für Theologie-Professoren gehalten wurde. 1 Ausser dem zum Bösen neigenden Willen.