Folia Theologica et Canonica 1. 23/15 (2012)
SACRA THEOLOGIA - Zoltán Rokay, Leo Scheffczyk und die Tübinger Schule
LEO SCHEFFCZYK UND DIE TÜBINGER SCHULE 103 Meinung, dass sich die Tübinger Schule allmählich von dem romantischen Denken abwendete und dem durch Hegel vertretenen Idealismus zuwand: „Während der Theologie Dreys und Möhlers wesentlich die Ideen des Leben, des organischen Wachstums und der Gemeinschaft zugrunde lagen, geht das Interesse nun auf den diesen immanenten Gegebenheiten transzendenten, objektiven Geist und seine Darstellung im menschlichen Bewusstsein.“41 V. Franz Anton Staudenmaier (1800-1856)42 1. Offenbarung Ähnlich, wie bei Möhler, nimmt auch bei Staudenmaier die Kirche eine Schlüsselposition zum Verständnis seiner ganzen Theologie so auch der Theologie der Offenbarung und des Geschichtsverständnisses ein. Eine nicht weniger wichtige Rolle spielt aber seine einheitliche Konzeption der Theologie als Wissenschaft sowie des Glaubens, welche Konzeption anfänglich durch Schelling, später aber durch Hegel mitbestimmt wurde. Dieser Einfluss des letzteren zeigt sich vor allem „in der Auffassung vom Menschen als der Vermittlung der Schöpfung mit Gott, ferner in der Deutung der Offenbarung als Einheit von Gottes Tun und Empfangen des Geschöpfes (...)“43 In seiner unvollendeten 41 Ebd. XX. 42 Lebensdata: 1800 zu Donzdorf (Würtenberg) geboren. Nach dem Abschluss des Gymnasiums zu Ellwangen studierte in Tübingen, wo er u.a. Drey und Möhler zu Lehrer hatte. In Tübingen wirkte er als Repetent, im Jahre 1830 erhielt er einen Ruf nach Giessen. In diese Zeit fällt seine intensive Beschäftigung mit der Philosophie. Er war Mitbegründer der „Jahrbücher für Theologie und christliche Philosophie.“ Im Jahre 1837 folgte er einem Ruf an die Universität Freiburg, wo er neben seiner Lehrtätigkeit auch die „Zeitschrift für Theologie“ mit angeregt hatte. In den Jahren der Revolution widmete er sich auch den brennenden Zeitfragen. Seine Tätigkeit wurde kirchlicherseits dadurch gewürdigt, dass er zum Domkapitular ernannt wurde, vom staatlicher Seite aber zum geheimen Rat und Staatskammerer. Im Jahre 1852 musste er aus gesundheitlichen Gründen seine Lehrtätigkeit niederlegen. Er starb im Jahre 1856. - „Hauptwerke“: Johannes Scotus Eriugena und die Wissenschaft seiner Zeit, Frankfurt am Main 1834. Enzyklopädie der theologischen Wissenschaften als System der gesamten Theologie, Mainz 1834. Der Geist des Christentums, dargestellt in den heiligen Zeiten, in den heiligen Handlungen und in der heiligen Kunst, Mainz 1835. Die Philosophie des Christentums oder Metaphysik der Hl. Schrift als Lehre von den göttlichen Ideen, Giessen 1840. Darstellung und Kritik des Hege Ischen Systems. Aus dem Standpunkte der christlichen Philosophie, Mainz 1844. Die christliche Dogmatik, I-IV. Freiburg 1844-1852. Das Wesen der katholischen Kirche. Mit Rücksicht auf ihre Gegner dargestellt, Freiburg 1845. Zum religiösen Frieden der Zukunft, mit Rücksicht auf die religiös-politische Aufgabe der Gegenwart (5 Teile), Freiburg 1846-1851. Von Monographien sei auf das Werk von Anton Burkhart hingewiesen: Der Mensch - Gottes Ebenbild und Gleichnis. Ein Beitrag zur dogmatischen Anthropologie F. A. Staudenmaiers, Freiburg am Main 1962. Das Buch beinhaltet eine ausgiebige Staudenmaier-Bibliographie. 43 Scheffczyk, L. (Hrsg.), Theologie in Aufbruch und Widerstreit, XXI.