Folia Canonica 11. (2008)

STUDIES - Géza Kuminetz: Das Wesen und die Bestimmung der Autorität und der Machtz katholisch betrachtet

178 GÉZA KUMINETZ Notwendigkeit der einzelnen oben erwähnten Autoritäten (Eltern, Lehrer, Richter, Wissenschaftler und Künstler, Armee, Staat und Religion), denn ger­ade die Verwirklichung der humanen Menschenideals hängt von der koor­dinierten und harmonischen Wirkung von denen. Die katholische Kirche sagt also aus, dass die richtige Idee der Brüderschaft, Freiheit und Gleichheit ausschliesslich im Kraftfeld der bezüglichen Autoritä­ten und Mächte durchgesetzt werden kann. Wir müssen sogar behaupten, dass „nur das Christentum mit der Welt die Lehren bekannt machte, deren Folge die Idee der menschlichen Gleichheit und Freiheit war. Das Heidentum kannte solche Lehren nicht, also die Ideen der Gleichheit und Freiheit auch nicht, die für unsere europäische Zivilisation grundsätzlich geworden sind. Lehren des Evangeliums: die Stammung der Menschen aus einer gemeinsamen Ahn? Teilnahme an einer gemeinsamen Erlösung, durch sie wir alle Brüder sind, die Söhne eines Vaters. Daraus folgte im Christentum die Gegenüberstellung des Menschen mit dem Bürger, das Prinzip der persönlichen Verantwortung, die Selbstschätzung des Menschen, all diese sind neue, vom Heidentum nicht gekannte Elemente. Daraus stammte das Gefühl der Gleichheit und Freiheit, mit denen der erneuerte Mensch die unmenschlichen Institutionen des Hei­dentums sprengte und begann mit einer neuen Zivilisation, die das Altertum weit überstieg und auf neuen Grundlagen basierte. Wie sehr der heidnische Staat des Altertums spürte, dass das Christentum nicht ausser seinem Kreis ent­stand und die Anwendung seiner Prinzipien nicht auf das Jenseits verschiebt, zeigt der Kampf auf Tod und Leben, den der Staat gegen das Christentum vom Anfang an eröffnete; denn er spürte den neuen Sauerteig sehr klar, der seinen Körper druchdringt und ihm all die Knochen bald zerschlägt. — Wenn das Christentum seinen Eroberungsweg nicht im Namen der Gleichheit und Frei­heit begonnen hätte, könnten wir nicht verstehen, warum der heidnische Staat vor ihm so grosse Angst hatte, und warum er es dreihundert Jahre lang ver­folgte, bis er schliesslich niedersank. Er sah es nämlich klar, dass das sich verbreitende Christentum für eine neue Gesellschaft und für ein neues Staats­leben neue Grundlagen niederlegt, die diametral entgegengesetzt all dazu wa­ren, was die Grundlagen des heidnischen Staates bildete. Deshalb wollte er das Christentum vom ganzen Erdboden ausrotten. ... Ähnlicherweise eine poeti­sche Idee und keine Geschichte ist es, ... dass das Christentum seine Lehren verfasste. Nicht das Christentum verfasste seine Lehren, sondern sie sind vom Christus”.39 Die katholische Lehre entzieht der Staatlichkeit ihre totalisierende Ten­denz, da „sich selbst der heidnische Staat nicht einmal vorstellen konnte, als ausschliesslich totalitär — auch nicht in der idealistischen Seele eines Platon. Der Staat von Hegel ist nur das philosophische Auftun dieser heidnischen Staats­39 Vgl. DudekJ., Dogmatikai olvasmányok [Dogmatische Lesungen], Budapest 1914, 43-44. Da­zu müssten wir vielleicht nur das hinzufugen, dass dieser Hass bis ins Ende der Welt dauern wird.

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