Folia Canonica 11. (2008)

STUDIES - Géza Kuminetz: Das Wesen und die Bestimmung der Autorität und der Machtz katholisch betrachtet

170 GÉZA KUMINETZ Menschen zu leiten. Dazu befähigt einen nur die Kenntnis, die den ganzen Menschen als Menschen leiten und unter ihrem Einfluss halten will. Das ist die sogenannte moralische Autorität, die uns zur Kategorie der Heiligkeit fuhrt. Die heiligen Menschen sind diejenigen, die eine spezifische Kraft besitzen, ger­ade wegen des ausgezeichneten Identifizierens mit den religiös-moralischen Prinzipien, beziehungsweise wegen der Intensität der Gottesbeziehung. Des­halb bilden sie eine Autorität, das heisst die in sein Kraftfeld gelangenen Per­sonen kommen unvermeidlich unter ihren Einfluss. Die Regierungsfaktoren als Gesetzgeber, Richter und Anwender der Ge­setze sind gleichfalls Autoritäten, hier ist doch nicht so sehr die Mitteilung der Wahrheit (Lehrautorität), auch nicht die spezifische Kraft der religiös-morali­schen Autorität dominant, sondern das deren Wirkung vorausgesetzte Befeh­len, das heisst das Ausüben der rechtlichen Macht. Die zwei vorherigen bauen in erhöhtem Masse auf das Einsehen, also das sinnvolle Beugen entweder des Verstandes oder des ganzen Menschen, die Wirkungskraft des letzteren betont jedoch eher das äussere Annehmen (nicht ausgeschlossen natürlich das Einver­standen des Verstandes und des Gewinnens!). Die Regierungsautorität (Staats­macht) wird doch von ihrem Besitzer falsch ausgeübt, wenn er nur eine äussere Verbeugung verlangt, und zur gleichen Zeit das Einsehen ausschliesst.24 25 4.2. Die unterschiedlichen Subjekte der Autorität und der Macht Hiermit werden wir die Autoritäten erörtern, die sich in der Familie, Schu­le, im Gericht, Betrieb, in der Armee, in der Wissenschaft und Kunst, im Staat und in der Kirche befinden und durchsetzen. Diese partikularen Autoritäten sind in der Gesellschaft immerwährend anwesend und sie üben dort ihre Wir­kungen auch aus, jedoch nicht mit derselben Intensität. Sie zerstören einander nicht, sondern sie ergänzen sich, bereiten einen zum Empfangen der Wirkung einer höheren Autorität vor, wenn sie ihre Wirkungen zur rechten Zeit, in der rechten Reihenfolge und mit der rechten Intensität ausüben. Die Autorität formt, bereitet beziehungsweise nötigenfalls beschränkt den Willen des Indivi­duums entprechend ihrer eigenen Natur. Für die rechte Koordination von de­nen sind die staatliche und religiöse Autorität und Macht verantwortlich. Das Leitmotiv unserer Gedanken haben wir von Tamás Molnár verliehen.23 Autorität in der Familie: Das Kind kommt in der Familie zur Welt, und „wenn es zu denken beginnt, wenn seine Gefühle ihm bewusst werden, sind in ihm schon bestimmte Haltungen entwickelt worden, von denen die wichtigste ist, dass es seine Eltern als Quelle der Autorität annimmt”.26 Gerade deswegen muss die ungebrochene und reine Wirkung dieser Autorität gesichert werden, 24 Vgl. Horváth, Emberi és isteni tekintély, 69. 25 Vgl. Molnár, Az autoritás és ellenségei, 60—128. 26 Vgl. Molnár, Az autoritás és ellenségei, 62.

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