Folia Canonica 11. (2008)

STUDIES - Géza Kuminetz: Das Wesen und die Bestimmung der Autorität und der Machtz katholisch betrachtet

168 GÉZA KUMINETZ Von der Macht müssen wir sagen, dass sie sich spezifisch in der Staatsmacht und in der kirchlichen Regierungsmacht verwirklicht, was die institutionelle Übungsweise der Autorität, ferner die wichtigste aber nicht die ausschliessliche Äusserung in der Regierung, das heisst in der Gesetzgebung, Gerichtbarkeit und Vollstreckung ist. Dazu zählen wir auch die sog. informierende Rolle des Staates oder einer anderen vollkommenen Gemeinschaft, bei der sie die die Gesellschaft zusammenhaltenden und das Allgemeingut versichernden Ideen deklariert und sie für die Bürger und Gläubigen höchst erwünschenswert macht. Dadurch wird sie fähig sein, das Wirken und die koordinierte Tätigkeit der einzelnen kleineren Autoritäten in Bezug auf das letzte irdische bezie­hungsweise ewige Ziel zu sichern. Während die Autorität eher eine geistige und moralische Macht ausdrückt, ist die Betonung im Falle der Macht auf der rechtlichen, das heisst letzten Endes auf der zwingenden Macht. Sie sind also einander durchdringende und voraussetzende, sogar aufeinander völlig nicht zurückfuhrbare Wirklichkeiten. Die Autorität vermittelt und hütet die Bezie­hung mit der Wahrheit (mit der Wirklichkeit), und die Macht gibt dessen Ver­wirklichung eine entsprechende Wirksamkeit, behaltend die Untergeordneten im Anziehungskreis des Ziels und des Ideals. Die Staatsmacht kann auf folgende Weise bestimmt werden: „Die Macht ist die aus der Regelung des Verstandes und Willens kommende geistige, moralische Kraft, die die Elemente der Ge­sellschaft zu einem organisierten Ganzen knüpft und sie in dieser Form zusam­menhält, und mit ihrem Befehlswort beziehungsweise mit den damit verbun­denen Anordnungen, aber nötigenfalls auch mit den Mitteln des Zwanges, sie regiert und zum Ziel des staatlichen Lebens führt”.22 4. Die äusserungsweisen der Autorität und der Macht Die Autorität und die Macht (jetzt verwenden wir hier sie als Synonyme) er­möglicht mehrere Verteilungsweisen, abhängig davon, was der Grund für die Verteilung ist. So können wir aufgrund der Natur der Wirkungskraft über heiligmachende, Lehr-, und Regierungsautorität beziehungsweise —macht spre­chen. Was den Träger, das heisst den Subjekt der Autorität betrifft, gibt es elter­liche, lehrliche, militärische, richterliche, religiöse, staadiche, künstlerische und wissenschaftliche Autoritäten beziehungsweise Mächte. Wir dürfen nicht ver­säumen auch Gott hierher zu zählen, als die höchste Autorität und Macht. Diese unterschiedlichen Subjekte haben also eine Art von hierarchischer Ordnung. Aber selbst die sogenannten Transzendentalien können wir als Autoritätsquellen modellisieren. So besitzen die Kategorien der Wahrheit, der Güte, der Schön­heit und der Fleiligkeit als absolute Werte eine unbedingte Autorität, denen der normale Mensch unbedingt (aber frei!) gehorcht (der Gehorsam ist also eine 22 Vgl. Horváth S., Szent Tamás állameszméje [Die Staatsidee vom hl. Thomas], in Id., Örök eszmék és eszmei magvak Szent Tamásnál. Bölcseleti és hittudományi tanulmányok, Budapest 1944, 293.

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